Durch den Riss kommt das Licht herein

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Was ist das Richtige? Was will ich? Das sind Fragen, die sich die Hauptfigur Elke, angehende Pastorin, immer wieder stellt und die ihr Inneres immer mehr durcheinander bringen. Es beginnt damit, dass sie plötzlich alles, was mit Gott und Religion zusammenhängt, einfach vergessen hat oder nicht auszusprechen schafft.

So nimmt sie sich eine Auszeit und pendelt zwischen ihren Wurzeln in Norddeutschland und ihrer Gegenwart in Köln. Sie scheint eine ziemlich chaotische Person zu sein und manche Episoden haben mich zum Schmunzeln, manche aber auch zum Kopfschütteln gebracht.

Nach und nach bekommen wir mit, dass es einige Erlebnisse und frühere Erfahrungen sind, die sie und auch ihre Familie und Freunde wohl noch nicht ganz verarbeitet haben. Es geht dabei vor allem um den Unfalltod ihres Bruders vor etwa fünfzehn Jahren.

Die Geschichte ist sehr lebendig geschildert, sprachlich äußerst gelungen und dabei sehr nahbar. Die Autorin hat ein großartiges Erzähltalent. Ihre Schreibe hat mich so gefesselt, dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe.

Es sind darin verschiedene sehr markante und besondere Charaktere gezeichnet und auch diverse originelle Situationen. Das Ganze hat meiner Meinung nach einen sehr starken Symbolcharakter, ohne dabei abgehoben oder durchgeknallt zu wirken. Das Cover passt sehr gut: Die junge Frau, die auf dem Seil balanciert. Das soll sicher symbolisieren, dass es manchmal wirklich ein Balanceakt ist, sich für das Richtige zu entscheiden.

Auch wenn es nach dem Titel so scheint, ist es völlig unwichtig, ob man als Leser*in selbst an Gott glaubt oder irgendwie sonst religiös ist. Es geht nicht darum zu missionieren.

Die wichtigste Botschaft dieses Buches wurde sehr schön durch ein Zitat nach Leonhard Cohen dargestellt: „Es ist ein Riss in allem, so kommt das Licht herein.“

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.