Eine Reise in die Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
maria-luise Avatar

Von

Die Autorin Tamar Noort erzählt in ihrem Debüt „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ mit dem sie sie 2019 Gewinnerin des Hamburger Literaturpreises wurde, eine Geschichte über Festhalten und Loslassen, Himmel und Erde und das, was dazwischen ist.

Inhalt:
Elke ist eine junge Pastorin, die in Köln arbeitet. Als sie eines Tages einer alten Dame am Sterbebett das Vaterunser sprechen soll, kommt ihr kein Wort über die Lippen. Sie hat den Text vergessen, und zwar sämtlicher Gebete. Ist das Gottdemenz?
Elke beschließt, in die norddeutsche Provinz zu fahren, an den Ort ihrer Kindheit. Doch auch nach all den Jahren fühlt es sich seltsam an, mit ihren Eltern am Esstisch zu sitzen, wenn der vierte Platz leer bleibt. Elke trifft Eva wieder, die ehemalige Freundin ihres Bruders, der damals zu weit im See hinausschwamm. Und während sie am Ufer sitzt und aufs Wasser schaut, ahnt Elke, wo sie beginnen muss, nach den verloren gegangenen Worten zu suchen.

Meine Meinung:
Als bei Elke, 30 Jahre, abgeschlossenes Theologiestudium, liiert, eine selbstdiagnostizierte Gottdemenz eintritt und sie ihren Job im Altersheim verliert, scheint ihr sowieso schon wackeliges Leben ihr vollständig zu entgleiten...

Die Autorin lässt ihre Protagonistin in einer wunderschönen Sprache aus ihrer Sicht erzählen. Elke ist mit Glaubenssätzen und Traditionen aufgewachsen, die sie als Erwachsene übernommen hat, ohne sie infrage zu stellen.
Nach ihrer Sprachlosigkeit, zweifelt sie an ihrem Glauben und auf der Suche nach dem Grund, muss sie sich zuerst mit dem frühen Tod ihres Bruders auseinandersetzen. Elke flieht in den Ort ihrer Kindheit, zu ihren Eltern die keine Hilfe sind. Denn alle drei haben dasselbe Problem. Ihre Beziehung zu ihrem Freund Jan zerbricht, weil auch zum Ende des Romans klar wird, dass sie ihm nie von den Dingen erzählt hat, die wirklich wichtig waren in ihrem Leben. Sie hat ihn nicht teilhaben lassen und das ist keine Basis für eine funktionierende Beziehung. Aber das Ende lässt vermuten, dass Elke daraus gelernt hat.

Die ersten Seiten fand ich unglaublich gut, im mittleren Teil verlor ich manchmal den Bezug zur Geschichte und am Ende fügte sich alles wieder sehr gut zusammen.
Elke findet einen Weg zu ihrer Vergangenheit, zu sich, zu einer Aufgabe, zu einer Hoffnung.

Fazit:
Die Autorin hat in ihrem Debüt, sprachlich über ein bewegendes Thema erzählt, dass mich an manchen Stellen nachdenklich gestimmt hat. Die Protagonistin ist mitunter sehr gut dargestellt aber an anderen Stellen, wirkte sie wieder sehr überdreht und nicht nachvollziehbar.
Von mir 4 von 5 Sternen!