Gottesdemenz?

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Das Buch "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" von Tamar Noort hat gleich mein Interesse geweckt. Die Ausgangssituation, dass eine Seelsorgerin, in deren Leben Gott einen zentralen Stellenwert besitzt, von jetzt auf gleich am Sterbebett einer Seniorin den Wortlaut des "Vater unser" vergisst, hat mich sehr neugierig gemacht. Diese Situation ist ja unvorstellbar und ich wollte unbedingt wissen, wie so etwas passieren kann. Ich lese zudem sehr gerne Geschichten, in denen Gott und der Glaube eine besondere Bedeutung erhalten.

Ich konnte also gut nachvollziehen, wie sehr Elke dieses Versagen zugesetzt haben muss. Sie ist seit vielen Jahren eherenamtlich als Seelsorgerin tätig; Gott und der Glaube haben einen zentralen Stellenwert für sie. Wie kann es dann sein, dass von einen Moment auf den anderen Gebete und Psalmen quasi komplett aus ihrem Gedächtnis gelöscht sind? Leidet sie etwa unter einer Gottesdemenz? Und falls ja, wie lässt sich eine solche behandeln?

Mit großem Interessen bin ich Elkes Geschichte gefolgt. Als sie plötzlich diese Lücke in ihrem Leben spürt, kehrt sie heim zu ihrer Pastorenfamilie. Doch etwas dort ist anders, ungewohnt. Ein Platz bleibt leer. Diese Leere, die ein Ereignis vor langer Zeit, hinterlassen hat, steht im eigentlich Fokus der Geschichte von Noort. Es ist eine Geschichte über Liebe, Verlust und die Suche nach Halt.

Insbesondere den Beginn der Geschichte habe ich sehr gerne gelesen. Ich habe mit Elke mitgefühlt, mit ihr gelitten und mich mit ihr gefragt, was hinter dieser plötzlichen Gottesdemenz wohl stecken mag? Im weiteren Verlauf hat meine Begeisterung dann etwass nachgelassen. Ich fand es immernoch interessant über das Schicksal der Pastorenfamilie und den erlittenen Verlust zu lesen. Ich fand das individuelle Erleben des Geschehenen und den je individuellen Umgang mit der Situation sehr interessant und nachvollziehbar beschrieben. Dennoch fehlte mir die unmittelbare Verbindung zur aktuellen Situation wie auch ein Ausblick auf die Zukunft von Elkes Lebensweg und dem Platz, den Gott und der Glauben darin haben würden. Da hätte ich mir mehr versprochen von dem Buch.

Nichtsdestotrotz habe ich es gerne gelesen und würde es auch mit späteren Werken der Autorin noch einmal probieren