Regt zum nachdenken an....

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limericks Avatar

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Die Autorin kommt aus einer Theologen-Familie, was man auch merken kann - im positiven Sinne. Dadurch wird die Protagonistin Elke erlebbarer und man kann sich besser in sie hineinversetzen. Bei dem Begriff "Gottdemenz" musste ich erst ein wenig schmunzeln, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich dass das Wort sehr gut gewählt ist.
Da ich selbst ein gläubiger Mensch bin und momentan in einer Art Glaubenskrise, hat das Buch mich sehr gut angesprochen und mir einige Fragen beantwortet die sich mir schon lange aufdrängten.
Aber zur Geschichte:
Elke ist Pastorin und soll mal die Kanzel ihres Vaters übernehmen, drückt sich allerdings ein wenig davor weil sie innerlich spürt dass sie nicht bereit dafür ist. Ehrenamtlich geht sie in einen Seniorenstift um Sterbenden beizustehen und dort Gottesdienste / Andachten abzuhalten. Als sie eines Tages zusammen mit einer Sterbenden das "Vater unser" beten möchte, fallen ihr die Worte nicht mehr ein. Fragmente - ja. Alles in der richtigen Reihenfolge - nein. Auch das rezitieren aus der Bibel wird praktisch unmöglich.
Als sie dann von einem Kollegen angesprochen wird was dieser "Gebetsbrei" sollte, fällt sie für sich den Entschluss eine Auszeit zu nehmen. Ihren Partner Jan freut es und trägt einiges dazu bei um sie abzulenken. So richtig hatte er sowieso nicht verstanden was sie an Gott findet, ist Atheist.
Als es ihrem Vater schlechter geht beschließt sie nach Hause zu fahren, zu ihren Eltern. Nur wie soll sie ihnen die Gottdemenz erklären??? Wie soll sie die Vertretung ihres Vaters übernehmen???
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch und auch damit was passiert wenn einen die Vergangenheit wieder einholt...

Trotz des ernsten Themas ist dieses Buch recht locker geschrieben und man findet immer wieder Stellen zum schmunzeln. Aber es ist kein Buch zum "mal eben durchlesen". Es regt an sich Gedanken zu machen, egal um es um das Thema Gott und Religion geht oder einfach nur darum wie sich die heutige Gesellschaft entwickelt hat.
Dort wo Elkes Vater Pastor ist zählt noch das Wort was man sagt, die Menschen hören einander zu, sowas wie Anonymität scheint es nicht zu geben. Vielleicht sollten wir alle uns mal wieder die Zeit nehmen dem anderen zuzuhören anstatt nur über Social Media zu kommunizieren...