Tut nicht weiter weh

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

Zugegeben: An sich sprach wenig bis nichts für dieses Hörbuch – außer der Sprecherin, die es vor gut einem Jahr fertigbrachte, mich für das Medium Hörbuch (wieder) zu begeistern. Würde es ihr gelingen, auch für diese Geschichte Begeisterung wecken zu können?!

Die Geschichte handelt von Elke, einer jungen Frau, angehender Pastorin, der während einer Sterbebegleitung der Text des Vaterunsers nicht mehr einfallen will. Doch auch der Text anderer Gebete ist weg, Elke steht vor einem Scherbenhaufen: Ist ihr ihr Glaube abhandengekommen oder ist sie „nur“ ausgebrannt? Denn auch in ihrer Beziehung zu einem Ungläubigen findet sie keinen Halt und ohnehin nagt es an ihr, dass sie ihren Berufsweg letztlich von den Erwartungen ihrer Eltern hat vorzeichnen lassen. Um Klarheit zu bekommen, ob sie unter „Gottdemenz“ leidet, kehrt sie zu ihren Eltern in die alte Heimat zurück. Dort kann sie sich aber auch nicht sammeln und selbst sortieren, denn dazu müsste sie zuerst mit einem Unglück aus der Vergangenheit ins Reine kommen …

Klar dürfte sein, dass „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ keine Feel-Good-Lektüre ist: Es geht um Glaube, Krisen(bewältigung), Selbstfindung, Aufräumen mit und Emanzipation von Erwartungen, Hoffnung auf und Weichenstellen für die Zukunft, aber auch Verluste, Zweifel, Ängste. Und Letztere sind berechtigt: Immerhin musste Elkes Familie den Tod von Elkes Bruder verdauen, was für Elke nun der erste Punkt ist, den sie zu klären bzw. zu verarbeiten hat. Auch die Trennung von ihrem Freund macht ihr auf den ersten Blick zu schaffen – in logischer Konsequenz war sie aber nötig, weil Jan und Elkes Beziehung auf falschen „Annahmen“ beruhte, was ihr klar wird, als sie einen so ganz anderen Mann als Jan kennenlernt (das spricht nicht unbedingt für große Reflekthiertheit der Protagonistin). Und dann ist da natürlich noch die Frage nach dem Glauben an Gott, was man auch ohne gläubig zu sein lesen wollen kann. Denn letztlich geht es „nur“ darum, ob man in einem Beruf bleibt, bei dem man keine Perspektive, keinen Sinn mehr erkennt und damit sein Leben nicht nach eigenen Vorstellungen, sondern den Erwartungen anderer ausrichtet. Erzählt wird die Geschichte aus Elkes Perspektive, sodass sich Leser bzw. Hörer besonders gut in die Figur zu versetzen vermögen: ein gern genutzter „literarischer Kniff“, der im Buch bei mir nicht verfangen hätte, die Geschichte hat Längen, vieles ist nicht eben neu ... Einmal mehr ist es Luise Helm, die Elke ihre Stimme leiht und es noch rausgerissen hat: Sowohl ihre Stimme als auch ihre Art, zu lesen, waren es, die mich bei der Stange hielten. Das Buch wäre über 2,5 Sterne bei mir nicht hinausgekommen, Helm hätte 5 Sterne verdient, sodass sich bei platter Berechnung des Mittelwerts 3,75 Sterne ergäben. 4 Sterne wären aber besseren Geschichten gegenüber unfair, wenn die Geschichte selbst wie diese bloß nicht weiter „weh tut“; daher gibt es 3 Sterne.