Vom Suchen und vom Finden

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mike nelson Avatar

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Tamar Noort ist mit ihrem Roman "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" etwas gelungen, dem Achtung gebührt. Sie hat über 'Schieflagen' geschrieben und am Ende doch Hoffnung gemacht. Elke, die in Köln lebende Pfarrerstochter, soll zurück in ihe norddeutsche Heimatstadt Edena bei Hamburg, um ihren Vater - der einen Herzinfarkt hatte - in dessen Gemeinde nicht nur zu vertreten, sondern auch als angehende Pfarrerin sein Amt zu übernehmen. Elke muss den Ort ihrer Jugend wieder aufsuchen, den Ort, an dem ihr geliebter Bruder Chris mit 17 Jahren einen Badeunfall erlitten hatte. Ihre Großmutter übersiedelt zeitgleich in ein Pflegeheim und braucht Betreuung für ihren Papageien Gertrude. Elke diagnostiziert bei sich eine 'Gottdemenz', vergisst beispielsweise Gebetszeilen, stockt mtten in kirchlichen Ritualen, kann Kirchen nicht mehr betreten. Jan, ihr Partner in Köln funktioniert gut und arbeitet viel... aber Elke scheint nicht mehr zu funktionieren, ist in Schieflage, bemüht irgendwie zum Göttlichen zurückzufinden. Sie begegnet Lukas, einem Motorrad-Steilwandfahrer: "Er musste mindestens zwei Meter groß sein. Ich wünschte, ich könnte derart entspannt so viel Platz einnehmen." Elke wird zwischenzeitlich Ansagerin bei Lukas' Motorrad-Show, anstatt als Pfarrerin von der Kanzel zu predigen. Elkes Leben nimmt einen Umweg. Als sie sich dann schließlich doch um die Gemeinde ihres Vaters kümmert, sackt auch noch das Kirchengebäude ab und gerät - genau wie Elke - in Schieflage. Alles scheint auseinanderzubrechen: "Der Kaffee schmeckte so scheußlich, wie ich es verdient hatte." Und nach dem Bruch mit Partner Jan fragt sich Elke: "Wie soll ich eine Botschaft senden, die Jan wirklich erreichte, wenn ich nur 26 Buchstaben zur Verfügung hatte?" Zurück in die Heimat heißt für Elke aber auch, sich mit dem frühen Tod ihres Bruders Chris auseinanderzusetzen; zudem möchte eine alte Freundin ihren Sohn von ihr persönlich auf den Namen Chris taufen lassen... Durch Elkes Leben geht ein Riss, durch den am Ende aber dann doch das Licht hindurchfällt. Gut und einfühlsam erzählt, dürfen wir über 300 Seiten hinweg Zeug:innen eines inneren Kampfes mit äußeren Auswirkungen sein. Keine Anst - der stets vorhandene 'Zwischenzeilenhumor' sorgt in schöner Weise dafür, dass "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" alles andere ist, nur keine Depri- und Selbstfindungs-Schmonzette.