Was Gott mit einem Motorrad zu tun hat

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Gottdemenz – so nennt Elke die Tatsache, dass ihr plötzlich keine Gebete mehr einfallen, sie nicht in der Lage ist, auch nur aus der Bibel vorzulesen. Was für die meisten Menschen vermutlich kein großes Problem darstellen würde, bedeutet für eine junge Theologin, dass sie ihren Beruf womöglich nicht mehr ausüben kann. Und dann ist da noch ihr Vater, der darauf wartet, dass Elke seine Gemeinde in ihrer kleinen norddeutschen Heimatstadt übernimmt. Doch will sie das wirklich? Elke nimmt ihre Gottdemenz als Anlass, ihr Leben gründlich zu hinterfragen. Das bekommt auch ihr eigentlich perfekter Freund Jan zu spüren, der zwar himmlisch kochen kann, mit der Kirche aber so gar nichts am Hut hat und zudem im Gegensatz zu Elke sehr genaue Vorstellungen vom Leben hat. Als Elke dann noch einen bilingualen Papagei aufnimmt und sich einer Gruppe von Motorradartisten anschließt, die ein Motodrom am Rande der Stadt aufbauen, verliert Jan langsam die Nerven. Doch Elke muss sich darüber klar werden, was sie mit ihrem Leben anfangen will, und das funktioniert manchmal nur über Umwege. Vor allem muss sie herausfinden, woran sie glauben kann – und wie sie mit dem Unfalltod ihres Bruders weiterleben kann, denn auch wenn sein Platz am elterlichen Abendbrottisch schon seit 15 Jahren leer bleibt, ist er doch für Elke immer noch präsent.
Tamar Noort hat einen berührenden Roman über Glauben, Trauer, Loslassen und die Suche nach einem Sinn im Leben geschrieben, der trotz all dieser Themen oft sehr lustig ist. Elke ist eine unterhaltsame Erzählerin mit Sinn für das Skurrile im Leben, man folgt ihr gern auf ihrer Suche nach funktionierenden Glaubenssätzen und transzendentalen Erfahrungen (die sie nicht in der Kirche, sondern an der Steilwand macht). Man kann dieses Buch als Aufruf, den Augenblick zu genießen und die Gegenwart anzunehmen lesen, ob mit oder ohne Gott an der Seite ist dabei egal.
Auch wenn die grundlegende Geschichte vielleicht nicht wahnsinnig neu ist (Person muss sich Kindheitstrauma stellen, um ihr Leben angehen zu können), schreibt die Autorin gleichzeitig so lustig und so berührend darüber, dass es richtig Spaß macht, diesen Roman zu lesen.