Gute Idee, langatmige Umsetzung

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mia-w Avatar

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Ein wirklich gutes Buch mit wirklich vielen Längen - so lässt sich meine Meinung zu "Die Experten" vermutlich am besten zusammenfassen. Denn obwohl ich den Roman mit großer Begeisterung für Thematik und Hauptpersonen gelesen habe, konnte mich insbesondere das letzte Drittel kaum noch bei der Stange halten. Schade, denn dieses Buch bietet sowohl sprachlich als auch inhaltlich viel Gutes.

Ein Wort zur Handlung: Wir begleiten die Hauptfigur Rita etwa von ihrem 17. bis zum 27. Lebensjahr, wie sie zunächst gegen ihren Willen zu ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester nach Kairo umsiedeln muss, wo ihr Vater als deutscher (und titelgebender) Experte für die Nasser-Regierung Flugzeuge und Raketen entwickelt. Sie tritt eine Stelle als Sekretärin in einer der Fabriken an und befindet sich schnell mitten drin in einem unübersichtlichen Strudel aus Alt-Nazis, internationaler Aufrüstung und geheimdienstlicher Spionage.

Ich fand die Grundidee wirklich interessant: Hier wurde eine fiktive Familie in einen real existierenden Konflikt hineingeschrieben. Durch Ritas Augen betrachtet wurde die Ausgangslage erfahrbar, nichts erinnerte an ein dröges Geschichtsbuch. Auch der durchaus recht eigenwillige Stil der Autorin (Kapitel hangeln sich an Fotos aus Familienalben entlang, innerhalb der Kapitel gibt es nicht einen einzigen Absatz, ...) hat mir gut gefallen. Leider hat sich der letzte Teil des Romans dann für meinen Geschmack zu sehr in Details verfangen, und zwar so sehr, dass meine anfängliche Begeisterung in entnervtes Überfliegen umgeschlagen ist. Von den gut 660 Seiten Story hätte Merle Kröger sich gut und gerne 200 sparen können. So war ich am Ende fast erleichtert, als ich ins Nachwort entlassen wurde. Daher kann ich nicht mehr als zwiespältige 3 Sterne vergeben, was mir fast ein wenig das Herz bluten lässt.