Die Falle

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Die traumatisierte Autorin Linda Conrads lebt in einem Haus am Starnberger See. Abgekapselt. In ihrer eigenen Welt.

"Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe." (S.5)

Melanie Raabe schreibt poetisch und webt dabei ein Netz aus wunderschöner Sprache und rhetorischen Figuren um die Seele einer einsamen, traurigen, traumatisierten Frau, deren Haus ihre eigene Welt ist.

"In meiner Welt ist es Sommer wie Winter exakt 23,2 Grad warm. In meiner Welt ist immer Tag und niemals Nacht. Hier gibt es keinen Regen, keinen Schnee, keine kaltgefrorenen Finger. In meiner Welt gibt es nur eine Jahreszeit, und ich habe noch keinen Namen für sie gefunden.
Diese Villa ist meine Welt. Das Kaminzimmer ist mein Asien, die Bibliothek mein Europa, die Küche mein Afrika. Nordamerika liegt in meinem Arbeitszimmer. Mein Schlafzimmer ist Südamerika, und Australien und Ozeanien liegen auf meiner Terrasse. Nur ein paar Schritte entfernt, aber vollkommen unerreichbar.
Ich habe das Haus seit 11 Jahren nicht mehr verlassen." (S.5 f.)

Melanie Raabe spielt mit Worten und Metaebenen. Eine Welt in der Welt der Protagonistin. Ein Buch in einem Buch. Ein Umschlagmuster nach dem Buchumschlag. Deadlines, die die Protagonistin vom Selbstmord abhalten.

Melanie Raabe spielt aber auch mit dem Leser. Stimmt die Geschichte, die die Autorin Linda Conrads erzählt? Träumt die Protagonistin gerade? Was ist Realität und was Fiktion?

"Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mir selbst zu hundert Prozent vertrauen kann." (S. 44)

Eine geniale Idee in einer großartigen Umsetzung mit einer faszinierenden Protagonistin. Kurz gesagt: ein sehr empfehlenswertes Buch!