Ein gelungenes Debüt

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Die berühmte Bestseller Autorin Linda Conrads führt ein sonderbares Leben. Seit dem grausamen Mord ihrer Schwester Anna vor zwölf Jahren lebt sie in völliger Zurückgezogenheit, verlässt das Haus nicht mehr und lässt alles Notwendige durch Assistenten und Freunde heran tragen. Linda fand damals Annas blutüberströmte Leiche und mehr noch, sie sah auch den mutmaßlichen Täter durch die Terrassentür flüchten. Ein traumatisches Erlebnis, welches Linda nie verarbeitet hat, führt sie in die selbstgewählte Isolation. Dabei geistert das Bild des Mörders, des „Monsters“ wie Linda ihn nennt, hartnäckig durch ihre Gedanken und es wird schlagartig zur Realität als sie den Mörder im Fernsehen zu sehen glaubt. Es ist Victor Lenzen, ein bekannter Journalist. Linda beschließt ihm eine Falle zu stellen, ihn in ihr Haus zu locken, um ein Geständnis zu erzwingen. Doch ist Lenzen überhaupt der Mörder? Oder ist es alles nur Lindas Einbildung? Ist Linda vielleicht selbst schuldig?

All diese Fragen stellt man sich als Leser permanent. Melanie Raabe versteht es eine überzeugende Geschichte mit zahlreichen Wendungen zu erzählen. Dabei verwendet sie zwei verschieden Perspektiven. Zum einen erzählt Linda Conrads, zum anderen erfahren wir mehr über den Tod Annas durch Auszüge aus dem aktuellen Buch Linda Conrads, das die Geschichte dieses Mordes erzählt. Raabe hat somit sozusagen ein weiteres Buch in ihren Thriller integriert. Das habe ich als sehr gelungen empfunden.

Ein jedes Kapitel endet mit einem aufreibenden Moment, der zum Teil alles bereits Geschehene in Frage stellt und es dem Leser unmöglich macht, das Buch bei Seite zu legen. Mir waren es dann bald zu viele Wendungen, ich wurde hin und her geworfen und empfand diese sich wiederholenden Spannungsmomente als übertrieben.

Mir blieb Linda Conrads immer recht fern, was nicht negativ gemeint ist. Raabes Sprache ist so bildhaft und Situationen und Umgebungen werden gut beschrieben. Ich persönlich fand die Thematik der Lebenssituation der Hauptfigur sehr faszinierend, ich hätte stundenlang weiter lesen können über das isolierte Dasein dieser gebrochenen Frau. Somit rückte die kriminelle Dramatik für mich eher in den Hintergrund.

Alles in allem hat Melanie Raabe ein gelungenes Debüt geschaffen und ich freue mich auf weitere Werke, vielleicht wird es auch mal ein tiefsinniger Roman, das traue ich ihr zu. Leseempfehlung!