empfehlenswert

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borgeli Avatar

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Die Ausgangssituation ist die, dass der Leser die Autorin Linda Conrads kennenlernt. Sie lebt seit elf Jahren vollkommen von der Außenwelt zurückgezogen in ihrem Haus. Der Grund hierfür ist ein brutaler Mord an ihrer jüngeren Schwester Anna. Linda kam damals unmittelbar nach der Tat in Annas Wohnung und hat sekundenlang den Mörder gesehen, bevor dieser flüchtete. Linda schreibt auch in ihrer Isolation weiterhin mit Erfolg Romane, hat aber nur wenige Kontakte wie z.B. zum Verlag oder zu ein paar Angestellten, die ihr Haus und Garten betreuen und Besorgungen erledigen.

Nun beginnt das alles verändernde Ereignis. Linda sieht im Fernsehen eine Reportage und erschrickt zu Tode: sie sieht das Gesicht von Annas Mörder. Er ist Journalist. Vertrauen zur Polizei hat sich keine mehr, so dass sie beschließt, den Mörder selbst zu überführen. Ihr Plan ist, diesen Journalisten zu einem Interview in ihr Haus einzuladen und ihn mit seiner Tat zu konfrontieren. Als Lockmittel für den Journalisten beschließt Linda, den Mord an ihrer Schwester als Thriller zu veröffentlichen. Durch diesen Genrewechsel wird sie die Aufmerksamkeit von Verlag und Presse bekommen und sie selbst bietet ein Exclusivinterview an, aber eben nur mit diesem ausgewählten Journalisten. Sie versucht, das geplante Treffen akribisch vorzubereiten und kümmert sich um sehr viele Dinge wie Verhörmethoden, psychologisches Wissen und auch technische Maßnahmen um ein Geständnis dokumentieren zu können. Nach monatelanger Vorbereitung und Vorveröffentlichung ihres Thrillers kommt es tatsächlich zum Besuch dieses Journalisten in Lindas Haus.

Die Autorin Melanie Raabe nutzt ganz geschickt das Stilmittel der Unterbrechung: Parallel zu den Geschehnissen um Linda bekommt der Leser die Kapitel aus dem adaptierten Buch über den Mord zu lesen, jeweils aus Sicht von Sophie und Jonas. Diese beiden stehen für Linda selbst und den ermittelnden Kommissar, der auch für Linda eine wichtige Bedeutung in dem Fall angenommen hatte. Diese Unterbrechungen im eigentliche Ablauf waren oft beim Lesen nur schwer zu ertragen. Permanent gab es neue Wendungen und Spannungen, aber der Leser wurde wieder mit den fiktiven Buchkapiteln konfrontiert. Ich fand den Spannungsbogen das ganze Buch durch auf hohem Niveau und hatte immer das Gefühl, weiterlesen zu müssen. Auch die Auflösung war gelungen und unvorhersehbar. Daher mein Fazit: ein spannendes und empfehlenswertes Buch.