Nicht in dieser Welt ...

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elmidi Avatar

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„Die Falle“ hat mich mit ihren ersten Sätzen schon in den Bann gezogen. „Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe.“ Mit diesen ersten Sätzen werden wir in Lindas Welt gezogen. Linda hat seit mehr als 11 Jahren ihr Haus nicht mehr verlassen. Es bietet ihr Sicherheit, sie hat hier alles unter Kontrolle und kann von zu Hause aus arbeiten. Sie ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, ihr Leben läuft in geordneten, wohlhabenden, isolierten Bahnen – bis ohne Vorwarnung ihr Leben aus den Fugen gerät, als sie den Mörder ihrer Schwester in einer Fernsehsendung sieht. Sie beschließt, ihm eine Falle zu stellen und sie entscheidet, das erste Mal in ihrem Leben einen Krimi zu schreiben, in dem sie das Geschehene zu Papier bringt – und dem Mörder direkt in Herz und Gewissen. Die Dinge nehmen ihren Lauf …

Einen Lauf, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat – ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen. Lindas Gedankengänge sind fesselnd; sie versucht, Realität und angstinduzierte Fantasien voneinander zu unterscheiden – wir selbst gehen ihr immer wieder auf den Leim. War der Mörder doch am Ende sie selbst? Sind die Unschuldsbeteuerungen des vermeintlichen Mörders nicht mehr als glaubhaft? Was soll man noch glauben, wenn selbst die eigenen Eltern einen unzweifelhaft als Mörderin der eigenen Schwester sehen? Oder ist genau diese Sicht die falsche, ist das Monster doch genau vor unserer Nase? Und Linda am Ende in tödlicher Gefahr?

In diese Geschichte ist ein zweite eingebettet – der Krimi, den Linda schreibt, wird uns ebenfalls präsentiert. Er taucht immer wieder auf, mit einer eigenen Kapitelnummerierung und einer anderen Schrift, erzählt er uns im Rückblick das Geschehene – aber ich hatte das Gefühl, ich lese zwei Bücher in einem, ein Umstand, welcher die Irrealität der ganzen Geschichte verstärkt. Denn der Krimi, den Linda schreibt, ist doch auch irgendwie reine Fiktion, aber es sind doch immer Hinweise auf die realen Gegebenheiten versteckt.

Ein weiteres Highlight ist die stakkatohafte, manchmal fast atemlose Sprache, die uns in die Panik Lindas geradezu hereinzieht, sich aber trotzdem oder gerade deswegen flüssig lesen lässt.

Fazit:

Melanie Raabe hat mit der „Falle“ ein aus der Menge herausragendes Debüt geschrieben – für alle Fans von (unblutigen) Psychothrillern ein absolutes Muss.