Perfider Plan

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cabotcove Avatar

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Linda Conrads ist 38 Jahre alt, eine gefeierte Autorin und die Leute sagen, sie sei nicht von dieser Welt. Sie lebt äußerst zurückgezogen in ihrer Villa am Starnberger See - allein mit ihrem Hund Bukowski, und hat seit gut einer Dekade ihr Haus nicht mehr verlassen.
Weil sie es nicht kann.
Seit dem Mord an ihrer Schwester vor 12 Jahren, denn sie hat den Täter damals flüchten sehen und dieser Anblick lässt sie nicht mehr los, verfolgt sie bis in ihre Träume.
Dann sieht sie eben diesen Mann im Fernsehen... Er ist ein Journalist und das bringt sie auf eine Idee: sie will den Mörder ihrer Schwester mit den einzigen Mitteln herausfordern, die ihr zur Verfügung stehen: denen der Literatur. Das ist ihr Metier, da fühlt sie sich sicher.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, das hat mir gut gefallen, weil man das Gefühl hat, man kommt schneller voran in der Geschichte und das möchte man auch, denn Melanie Raabe schafft es, so fesselnd zu erzählen, dass man immer weiterlesen möchte und unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Mit Linda, mit ihrem Plan. Fast schon atemlos habe ich verfolgt, wie sie ihre Falle aufbaut. Wie eine Spinne, die ihr Netz immer fester um den Täter herum spinnt. Solange, bis er sich nicht mehr herauswinden kann und sich ihr stellen muss, ob er will oder nicht...

Manch einer mag sagen, dass der Plan sich etwas hinzieht, weil die Autorin sich durchaus Zeit nimmt, zu erzählen, wie Linda ihre Falle aufbaut und eigentlich hätte ich da auch zugestimmt, aber hier fand ich diese Erzählweise einfach stimmig und passend.

Ich konnte mich sehr gut in Linda hineinversetzen, nicht nur wegen ihrem Alter, sondern auch besonders wegen ihrer Leidenschaft zur Literatur und dem Bedürfnis, ihrer Schwester noch nach all den Jahren Gerechtigkeit zukommen zu lassen, koste es was es wolle.

Irgendwie hat mich ihre Situation in der selbst „gewählten“ (eine Krankheit wählt man ja nicht wirklich...) Isolation sehr an den Film „Copykill“ mit Sigourney Weaver erinnert, auch wenn die Geschichte eine ganz andere ist.
Aber von der Atmosphäre her fand ich es eben ähnlich und auch das hat mir gut gefallen. Die Düsternis, die Rachegedanken, aber auch das Wissen, dass sie sehr vorsichtig agieren muss, um den Mörder nicht zu verschrecken, um ihn noch überführen zu können ~ all das wird vortrefflich geschildert und dem Leser so präsentiert, dass er gar nicht anders kann, als Seite um Seite den Plan zu verfolgen, bis zum Ende.

Mein Fazit: Ein echter Pageturner, spannender als erwartet, der mich bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat.