Bewegende Coming-of-age-Geschichte

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buecherundschokolade Avatar

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Eigentlich lese ich keine Mafiaromane, schon eher Sachbücher, z. B. von Roberto Saviano.

Die Familie von Naomi Krupitsky ist aber zum Glück gar kein Mafiaroman, auch wenn es den Anschein haben könnte:

Antonia und Sofia sind beste Freundin, in ihrer Kindheit sogar die jeweils einzige Freundin der anderen und das liegt an ihren Familien. Die Väter der beiden sind
Mafiosi und das bringt ihnen im Brooklyn der 1920er/1930er Angst und Abscheu ein. Als Antonias Vater plötzlich verschwindet, entsteht einer feiner Riss in ihrer Freundschaft…

Das Buch ist eine spannende Coming-of-age-Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Mädchen, die zu Frauen werden, heiraten, Kinder bekommen. Alles eingebettet in die historischen Umstände der 1920er-1940er, Armutssiedlungen in Brooklyn, den 2. Weltkrieg.

Der Autorin gelingt dabei eine gute Zeichnung ihrer Figuren und auch die Handlung nimmt nach einem eher langsamen Beginn Fahrt auf. Die Familie kommt in mehrer Hinsicht zur Geltung, da ist einerseits die Familie als Mafia, die alle Mitglieder mit einem schützenden und gleichzeitig einengenden, luftabdrückenden Netz umfängt. Andererseits sind auch die tatsächlichen Herkunftsfamilien der Mädchen gemeint, die sich gänzlich konträr entwickeln infolge eines Schicksalsschlages. Weiterhin die Familien, die Antonia und Sofia selbst gründen, um ihren jeweiligen Familien zu entkommen. Zuletzt gibt es noch die fehlende Familie von Saul, dem jüdischen Flüchtling aus Berlin, der seine Identität aufgibt, um eine neue Familie zu bekommen.

Das Buch bietet mehr als man zunächst erwarten würde, vor allem ein vielschichtiges Tableau an Personen und einige schöne Bilder - die Autorin ist ein großer Fan sehr blumiger Bilder - und Zeitkolorit. Auch das Finale des Buches ist furios.

Der Roman hat mich gut unterhalten und ich kann ihn ruhigen Gewissens als spannende Lektüre für ein Wochenende empfehlen.