Mafia aus weiblicher Sicht

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Antonia und Sofia sind nicht nur Freundinnen und Nachbarinnen, sie gehören auch einer ganz besonderen Familie an, der Mafia. Ihre Väter arbeiten für den gleichen Boss und schon früh bekommen sie zu spüren wie die Familie funktioniert; wie Antonias Vater „verschwindet“ und Sofias befördert wird, damit er keine Dummheiten macht; wie ihre Mütter sich den Strukturen, die für sie gewählt wurden, fügen müssen. Wir begleiten sie durch ihre Kindheit und Jugend bis sie selbst heiraten und Mütter werden. Im Fokus steht ihre Freundschaft, die auch ihre Höhen und Tiefen hat, aber stets bestehen bleibt. Antonia und Sofia sind grundverschieden und teilen doch so vieles im Leben. Sie verlieben sich beide in Männer, die ebenfalls der Familie angehören und hadern auf unterschiedliche Weise mit ihrem Schicksal, was sie wieder eint.
„Die Familie“ von Naomi Krupitsky ist ein besonderer Mafiaroman, denn im Zentrum stehen zwei Frauen, zwei Freundinnen, deren Leben dicht verwoben sind und die männerdominierte Mafia wird aus ihrer Sicht beleuchtet. Es ist ein Buch über Liebe und Gewalt , über Freundschaft und wahre Familie.
Es hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistinnen sind gut gezeichnet, beide auf ihre Weise sympathisch und vielschichtig. Es ist interessant, die mafiösen Strukturen aus diesem besonderen Blickwinkel heraus zu betrachten und erschreckend wie absolut die Entscheidung ist, wenn man sich einmal einer solchen Familie gegenüber verpflichtet hat.
Naomi Krupitskys Stil ist einnehmend, sie beherrscht das „Show, don´t tell“ hervorragend und saugt die Leserschaft geradezu hinein in die Seiten. Gespickt sind ihre Szenen mit wunderbaren Metaphern, die mich die Situation auf besondere Weise nachfühlen lassen haben. Und am Ende gibt es noch eine kleines Bonbon in Form einer Wendung, die man vielleicht hätte vorausahnen können, aber nicht zwangsläufig musste und die den Roman wunderbar abgerundet hat.