Spannender Einblick in die "Familie" der Mafia

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vo.nicole Avatar

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Der Roman „Die Familie“ von Naomi Kruptisky erzählt die Geschichte der Freundinnen Antonia und Sofia, die ins Mafia-Milieu hineingeboren werden. Die Geschehnisse in der „Familie“ stellen die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe.

Die Geschichte spielt zwischen 1928 und 1948 in New York. Zu Beginn des Buches sind Antonia und Sofia fünf Jahre alt und – trotz ihrer gegensätzlichen Charaktere – unzertrennliche Freundinnen. Bis zu dem verhängnisvollen Tag, als Antonias Vater spurlos verschwindet und damit alles verändert. Wollte er die „Familie“ verlassen und musste dafür bezahlen? Das Buch begleitet fortan den Werdegang der beiden: Die Entschlossenheit, die „Familie“ zu verlassen und dann doch die Rückkehr in alte Muster. Die Hochzeiten, die Schwangerschaften und das stetige Damoklesschwert der „Familie“, das über allem schwebt. Finden die beiden wieder zueinander und kehren sie der „Familie“ den Rücken?

Der Schreibstil von Naomi Krupitsky ist sehr flüssig zu lesen und baut trotz des nüchternen Stils schnell Spannung auf. Als Leser:in möchte man das Buch somit gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Fokus liegt nicht auf dem Mafia-Geschäft, sondern eher auf der Ebene von Antonia und Sofia. So werden die brutalen Machenschaften teilweise angedeutet, aber in der Tiefe erfährt man nur teilweise etwas über die rabiaten Vorgehensweisen der Mafiosi. Die Gefühlswelten der beiden Freundinnen hingegen werden sehr detailgetreu dargestellt und auch ihre Charakterzüge entsprechend skizziert. Für mich bot Antonia großes Identifikationspotenzial, wohingegen Sofia mit ihrer wilden und teilweise unvernünftigen Art immer wieder Spannungen in die Geschichte brachte, aber dadurch eher an Sympathiepunkten verlor. Die Perspektiven innerhalb des Buches wechseln stetig – dabei erfährt man nicht nur etwas über die Innensicht von Antonia und Sofia, auch ihre Mütter, Väter oder Ehemänner kommen zu Wort. Das sorgt für kurzweiliges Lesevergnügen. Einzig das Ende des Buches hat mich als Leser:in etwas unbefriedigt zurückgelassen und lässt meines Erachtens zu viel Raum für Spekulationen.

Alles in allem eine Empfehlung für Buchliebhaber:innen, die sich für historische Romane und das Leben der „Mafia-Familie“ interessieren.