Durchwachsen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
ananas Avatar

Von

1992, Mecklenburg - Wechtershagen.
Ein kleiner elfjähriger Junge verschwindet spurlos auf dem Weg zum einkaufen.
Hauptkommissar Arno Groth nimmt die Spur auf, die ihn zu einem 6 Jahre alten Fall führt.
Wird der kleine Junge noch gefunden?

Ich bin direkt auf den Schreibstil aufgesprungen. Der Autor schreibt sehr sachlich und nüchtern ohne irgendetwas unnötig zu beschönigen.
Der Text beinhaltet allerdings einige Ostblock-Ausdrücke. Und ganz ehrlich, ich habe zwar einige Jahre im Osten gelebt aber selbst ich musste ein paar Wörter nachgoogeln.

Der Hauptprotagonist - Arno Groth ist ein einsamer und gebrochener Mann, der vor einigen Jahren durch einen Unfall seine Tochter verloren hat. Er denkt logisch, hört auf sein Bauchgefühl und zieht keine voreilige Schlüsse. Die Geschichte wird komplett aus seiner Perspektive erzählt.

Die Handlung spielt 1992, kurz nach der Wende und ist sehr realitätsnah. Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Leute zu der Zeit hat der Autor sehr gut rübergebracht. Zusammen mit dem grauen Januarwetter, hat dies viel zu einer trostlosen Atmosphäre beigetragen, die mir sehr gut gefallen hat.
Was mir weniger gut gefallen hat, ist der Handlungsverlauf. Der erste Drittel war sehr dynamisch, mit Ermittlungsansätzen, Befragungen und Spuren. Der zweite Drittel verliert sich komplett, denn es gibt keine Spuren und der Augenmerk verlagert sich auf das Privatleben von Arno. Und der letzte Drittel - die Entlarvung und Verhaftung des Täters ist ziemlich unspektakulär, durchsetzt mit vielen Wiederholungen.
Der Fall zieht sich über sechs Wochen und diese Zeitspanne spürt man auch als Leser, durch die ganzen langatmigen Phasen.


Ein guter Krimi, mit einem starken Anfang und einem schwachen Ende.
Eine Empfehlung für zwischendurch.