Ein schattiges Stimmungsbild
Romane über verschwundene und ermordete Kinder gab es schon öfter. Was diesen Krimi auszeichnet, ist die Tiefe, mit der die Autorin nicht nur das Seelenleben der Beteiligten, sondern insbesondere auch die Gefühle der Menschen in den Jahren um die Wende, ihrer Unsicherheit und ihre Ängste beschreibt. Nicht nur die Angehörigen der Opfer haben ihre Päckchen zu tragen, sondern auch Hauptkommissar Groth, und das in der Zeit um 1990, in der niemand wissen kann, wohin die Wiedervereinigung dieses Land führen wird. Für mich ist das der entscheidende Unterschied: Es gibt viele Romane, in die das heutige Wissen (zurück blickend) einfließt. Susanne Tädger schreibt so, als ob es 1992 ist. Dabei ist der Kriminalfall interessant geschildert, die Ermittlungsarbeit der Polizei wird nicht idealisiert dargestellt (es gibt viele falsche Spuren, Zweifel und Rückschläge) und das Ende ist überraschend. Da kann man sich dann auch fragen, ob das Polizeirevier Braunlage aus Versehen oder augenzwinkernd mit Absicht ins Erzgebirge verlegt wurde.