Mehr als ein Kriminalroman

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pflaume Avatar

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„Die Farbe des Schattens“ ist eine Kriminalgeschichte, die jedoch auch als Spiegel der Zeit dient. Es ist eine behutsame und packende Erzählung, die auch jenseits des rein kriminalistischen Reizes überzeugt. Sie taucht den Leser in eine Nachwendeszene, in der Ost- und Westdeutsche einander als Individuen mit widersprüchlichen Gefühlen, Hoffnungen und Enttäuschungen begegnen.

Die Kriminalität wird in feine Nuancen getaucht. Susanne Tägder schafft es, Spannung zu erzeugen, ohne auf reißerische Dramatik zurückzugreifen. Stattdessen setzt sie auf eine stille, präzise Erzählung, die die Atmosphäre der Zeit einfängt. Sie berührt zeitlose menschliche Fragen. Der Kriminalplot bleibt stets plausibel, und die Hinweise verzahnen sich mit den persönlichen Geschichten der Figuren, wie der des Hauptkommissars Groth. Dadurch wirkt das Rätsel nie abstrakt, sondern steht stets im Schatten realer Lebenswelten.

Die Figuren überzeugen durch ihre Nahbarkeit und ihr Einfühlungsvermögen. Details – von alltäglichen Gegenständen bis zu Tonfällen in Gesprächen – verleihen den Szenen Leben und Glaubwürdigkeit. Der Ermittler wird nicht als allwissender Held dargestellt, sondern als Mensch mit Zweifeln, Gewissen und persönlichen Lasten.