Niemand verschwindet spurlos

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readaholic Avatar

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Der elfjährige Matti wird im Winter kurz vor Ladenschluss von seiner Mutter zum Einkaufen geschickt und kehrt nicht mehr zurück. Kommissar Arno Groth, der erst vor ein paar Monaten von Hamburg nach Wechtershausen in Ostdeutschland gewechselt ist, sucht gemeinsam mit seinem kleinen Team fieberhaft nach dem Jungen. Nach ein paar Tagen wird seine Leiche gefunden. Der Verdacht fällt auf einen Obdachlosen, bei dem die Einkaufstasche des Jungen gefunden wird. Hat er sie wirklich nur gefunden, wie er behauptet? Im Laufe der Befragungen erfährt Groth, dass es vor einigen Jahren in der Kleinstadt ebenfalls einen Mord an einem kleinen Jungen gab, der nie aufgeklärt wurde. Könnte es sich womöglich um denselben Täter handeln?
„Die Farbe des Schattens“ ist ein eher ruhiger Krimi, der ohne große Schockeffekte auskommt. Er lebt von der psychologischen Spannung, den Beschreibungen der Atmosphäre von Wechtershagen im Jahr 1992, kurz nach der Wende, und der akribischen Kleinarbeit der Beamten. DNA-Analysen waren damals noch in weiter Ferne, zurückliegende Fälle waren noch nicht digitalisiert. Man merkt dem Buch an, dass Susanne Tägder als Richterin gearbeitet hat und sich mit der Materie bestens auskennt.
Der zweite Handlungsstrang um die Taxifahrerin Ina Paul, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann nach Wechtershagen geflüchtet ist, kam meiner Meinung nach etwas zu kurz. Da ich den ersten Band der Reihe, „Die Farbe des Wassers“, nicht gelesen habe, fehlte mir das Hintergrundwissen, denn ich gehe davon aus, dass sie auch in Band eins vorkam.
Das Titelbild – ein dunkler Himmel, ein achtlos ins Gras geworfenes Fahrrad und Krähen vor einer weiten verlassenen Landschaft - spiegelt die bedrückende Stimmung, die im Buch vorherrscht, sehr gut wider. Trotz mancher Längen und für meine Begriffe zu vielen Details und Nebenschauplätzen fand ich das Buch sehr lesenswert.