Ein Sittengemälde

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dajobama Avatar

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Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Der Rundumschlag einer leidgeprüften Frau. Ein etwas zähes Stück Literatur.

Vor dem Hintergrund des nahenden Zweiten Weltkrieges in Paris, geht die unerfahrene, frisch gebackene Alleinerbin Madeleine Pericourt kurz nach dem Tod ihres Vaters einem Komplott auf den Leim. Das Bankimperium der Familie ist dem Untergang geweiht. Doch Madeleine ist eine Kämpferin, vor allem kämpft sie für ihren querschnittsgelähmten Sohn Paul, für seine Zukunft. Sie kommt wieder auf die Beine, um dieses Mal ihren ganz persönlichen Rachefeldzug zu planen.

Dieser Roman ist durchaus anspruchsvoll, was die Verflechtung des umfangreichen Personals betrifft. Etliche Finanz- und steuerrechtliche Fragen, die für die Handlung von Bedeutung sind, werden dagegen oft nur sehr oberflächlich angerissen und kaum erklärt. Insgesamt wirkte das ein oder andere Detail im Handlungsverlauf für mich dann doch sehr konstruiert. Emotional fühlte ich mich leider nicht mitgenommen.

Die teils antiquiert wirkende Sprache und die ungewöhnliche Art, den Leser mehr oder weniger direkt anzusprechen sind anfangs recht gewöhnungsbedürftig. Später sorgen die vielen französischen Namen für mehr Verwirrung. Leider fehlt hier ein entsprechendes Namensverzeichnis.
Außerdem sind mir sehr viele Klischees aufgefallen, die zwar der Zeit entsprechen, irgendwie aber doch unpassend wirken und mich störten.

Sämtliche Charaktere bleiben insgesamt distanziert, zum Großteil unsympathisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Einzig Paul ist für ein Kind geradezu unglaubwürdig vernünftig und geduldig. Die größte Entwicklung macht zweifellos Madeleine durch, zumindest beginnt sie, selbst die Strippen zu ziehen.

Insgesamt konnte mich dieser Roman leider nicht wirklich begeistern. Zu zäh, vieles blieb mir fremd. Nichtsdestotrotz bietet er ein gutes Sittengemälde des Paris vor dem Zweiten Weltkrieg und viele gute Ansätze.