Imposantes Familienepos um eine starke Frau

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gormflath Avatar

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Inmitten von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Krisen geht eine starke Frau am kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in Paris ihren eigenen Weg, der zur Vergeltung führt.
Der berühmte und geachtete Bankier Marcel Péricourt verstirbt im Jahr 1927 und seine Tochter Madeleine – deren Ex-Mann nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis sitzt - wird zur Alleinerbin. Am Tag der Beerdigung springt Paul, Madeleines Sohn aus einem Fenster im zweiten Stock der Familienvilla. Bald steht fest, dass Paul gelähmt bleiben wird und nie wieder laufen kann. Für Madeleine bricht in der Zeit der Trauer um ihren Vater vollständig die Welt zusammen – und das in einer Epoche, in der es Frauen nicht einmal gestattet war, selbst einen Scheck zu unterschreiben, steht sie plötzlich ganz allein an der Spitze eines Bankimperiums.
Gustave Joubert, langjähriger Prokurist des Bankenimperiums, nutzt die Zeit ihrer Trauer, um nach und nach das Vermögen der Péricourts auf seine eigenen Konten zu schaufeln. Ebenso dem Geld hinterher sind ihr verschwenderischer Onkel Charles Péricourt sowie ihr Liebhaber André Delcourt, sie alle schwirren wie Motten um das Licht um die junge Erbin. Habgier und Neid herrschen in den Straßen von Paris und es bahnt sich ein Komplott an, um das mächtige Bankimperium Péricourt zu Fall zu bringen. Die Neider arbeiten inmitten von Börsenskandalen und politischen Wirrnissen auf Madeleines Verderben hin.
Eines Tages sieht sich Madeleine völlig verarmt in einer kleinen Wohnung. Sie entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit und weiß die Verhältnisse in Europa für sich zu nutzen, denn für sie ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Mit Starrsinn und krimineller Energie plant sie akribisch ihren eigenen Rachefeldzug, schon allein, um ihren behinderten Sohn nicht in der Armut zu lassen…
Die beeindruckende Familiengeschichte der Péricourts wird vonseiten eines unbeteiligten Beobachters erzählt, er wendet sich an manchen Stellen direkt an den Leser. Die Protagonisten beschreibt der französische Schriftsteller Pierre Lemaitre sehr detailliert und aufwendig, sodass man sich als Leser immer wieder zwischen Sympathie und Ablehnung gegenüber einer Person entscheiden muss. Lebhafte Dialoge sowie ein anspruchsvoller Plot voller politischer und gesellschaftlicher Themen machen das Buch zu einem überzeugenden und absoluten Lesegenuss.
Stilistisch anspruchsvoll erfordert das großartige Familienepos volle Konzentration und vereinigt alle Elemente großer Literatur.