Starke Frauen in einer schwierigen Zeit

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Paris anno 1927. Beerdigung des Bankiers Péricourt, im Trauerzug alles was Rang und Namen hat. Die einzige Tochter und Alleinerbin des Imperiums, obwohl erschüttert, hat alles getan, dass der Trauerzug seinen bedeutenden Rahmen bekommt, ist doch sogar der Präsident der Republik anwesend. Von daher involviert in die Zeremonie, glaubt ihren einzigen Siebenjährigen Sohn wohl versorgt, doch dann ereignet sich das Unglück: Paul stürzt aus dem Fenster und landet auf dem Sarg seines Großvaters.

Fortan kümmert sich Madeleine Péricourt nur noch um ihren Sohn, der seitdem querschnittsgelähmt ist und sprachlich behindert. Sie wird unterstützt von der Gesellschafterin Léonce, die Geschäfte der Bank übergibt sie vertrauensvoll dem Prokuristen Gustave Joubert , den sie fast geheiratet hätte in zweiter Ehe, dann aber kurzfristig abgesagt hat. Sie überläßt ihm die Geschäfte, unterschreibt alles, zumal zu dieser Zeit Frauen ohnehin nicht zu einem selbstständigen Leben erzogen worden sind.
Sie hat einen Geliebten, den Hauslehrer ihres Sohnes, den eher erfolglosen Journalisten André Delcourt, der auch im Hause wohnt. Und da gibt es noch den Onkel, der immer wieder in Geldnot ist, der politisch tätig ist und gerne Ränke schmiedet und doch als Familienmitglied immer wieder von seinem Bruder unterstützt wurde.

In dieser Zeit zwischen den Weltkriegen, in der Zeit von Börsenskandalen und dem Aufkommen des Dritten Reiches, als Madeleine nur ihren Sohn im Focus hat und die sie umgebenden Ereignisse nicht wirklich beobachtet, arbeiten die Neider daran, ihre eigenen Gewinne zu machen, Madeleine zu hintergehen, allesamt auch immer aus einem Gefühl, nie wirklich die Chance bekommen zu haben, die Ihnen nach eigener Aufassung zugestanden hätte. Madeleine und Paul müssen das herrschaftliche Haus ve4kaufen, beziehen eine kleine Wohnung und müssen mit vielen Beschränkungen leben, während all die, denen sie vertraut hat, zu Reichtum kommen.

Paul geht es derweil immer besser, unterstützt von einer polnischen Krankenschwester Vladi, mit er sich trotz sprachlicher Barrieren sofort versteht. Und er entdeckt die klassische Musik, die ihn heilsam unterstützt. Erst recht, als er die Opernsängerin Solange Gallinato kennenlernt.

Und hier nimmt der Roman Fahrt auf, denn nun hat Madeleine wieder Raum gewonnen und sie beginnt einen Rachefeldzug auf den Untergang Ihrer Kontrahenten gerichtet. Schritt für Schritt wird einer nach dem anderen zu Fall gebracht. Und das wird mit einem langsamen Spannungsaufbau gemacht, immer wieder ist man als Leser verblüfft, wie fein ausgearbeitet die Rachepläne sind. Hatte ich bei den ersten hundert Seiten etwas Schwierigkeiten, weil teilweise etwas langatmig, so merkt man später umso mehr, wie gut der Autor alles vorbereitet hat, die Charaktere gut dargestellt hat und die Beziehungen der Hauptakteuere zueinander. Das alles mit einer feinen Prise Humor.

Ich konnte irgendwann den Roman nicht mehr aus den Händen legen und habe doch sorgsam und nicht hastend gelesen, da der Roman seine Aufmerksamkeit einfordert.

Ein wunderbarer Familien- und Gesellschaftsroman, mit viel Liebe zum Detail in jeder Hinsicht. Empfehlenswert!