Welches Epos?

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aennie Avatar

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Ich habe das im Klappentext angekündigte Epos leider nicht zwischen den Buchdeckeln des Romans „Die Farben des Feuers“ finden können. Schlimmer noch, ich fand nicht mal einen halbwegs fesselnden, interessanten Roman aus dem Paris der Zwischenkriegszeit – denn bitte, dürfen wir die Jahre 1927-33 bitte Zwischenkriegszeit nennen und nicht Vorabend des zweiten Weltkriegs? Alles ist irgendwie zu groß, zu dramatisch, zu weltverändernd angekündigt, für das was man dann geliefert bekommt, denn bricht man das herunter bleibt: Bankierstochter, Ehemann im Gefängnis, Liebhaber im Dienstbotenzimmer, Alleinerbin des väterlichen Vermögens und der Privatbank erfährt mehrere – teilweise tatsächlich schlimme, teilweise durch eigene Unwissenheit oder Habgier anderer Menschen verursachte Schicksalsschläge und sinnt auf Rache. Dafür nimmt sie mehrere Jahre ein Leben unter ihrem Niveau und akribische Planung in Kauf, um dann durch Erpressung Helfer zu generieren, die mit ihr gemeinsam den Ruin derer verursachen, die sie ruiniert haben.
Das könnte ja sogar spannend sein, wenn in diesem Buch auch nur ein mü Wert auf z.B. das Schmieden der Pläne gelegt würde, die Ausarbeitung ihrer großen Schläge, aber nichts von alledem, alles ist irgendwie belanglos und beiläufig, lieblos geschildert und konnte mich nie an das Buch fesseln. Einziger Lichtblick sind die Nebenfiguren und Nebenhandlungen, allen voran Vladi, Paul, aber tatsächlich auch Charles Péricourt mit seinem Leid über seine drei Blümchen Hortense, Rose und Jacinthe war mir weitaus sympathischer als die „starke Frau“ Madeleine. Neben den Schwächen in der Handlung war es dann auch nicht so, dass mich wenigstens die Sprache des Autors durch besondere literarische Qualität beeindruckt hätte, von daher leider leider, und wirklich selten bei mir: schade um die Lesezeit.