Wie du mir, so ich dir?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
miro76 Avatar

Von

Um diese Rezension zu schreiben, habe ich vorweg den Klappentext noch einmal gelesen, denn ich fühlte mich betrogen. Ich hatte ein völlig anderes Buch erwartet, als ich gelesen habe und wurde nicht positiv überrascht. Doch rückblickend muss ich gestehen, dass meine Enttäuschung interpretationsbedingt ist. Man kann das so und so auffassen. Jetzt, wo ich weiß, was gemeint ist, muss ich zugeben, dass der Klappentext auch das verspricht.

Über den Inhalt muss hier eigentlich kaum was verraten werden. Nur so viel: Es handelt sich um einen Rachefeldzug einer Frau, die nahezu alles verloren hat. In der männerdominierten Welt um Macht und Geld braucht die Protagonistin Madeleine Péricourt einen Handlanger, der ihr die tatsächliche Arbeit abnimmt. Sie zieht zwar die Fäden, macht sich die Hände aber nicht schmutzig.

Was mich am meisten stört an dem Roman, ist die Tatsache, dass sich Madeleine kaum entwickelt. Sie zieht zwar einen harten Feldzug durch, um ihre Feinde zu Fall zu bringen, bleibt dabei aber das Frauchen der 30er Jahre. Sie wird keine taffe Frau, sie weiß ganz einfach, wen sie erpressen und wen sie bitten kann.

Und sind die Verbrechen, die ihr und ihrer Familie angetan wurden auch schrecklich, so kennt sie noch weniger erbarmen. Ihre Rache kennt keine Grenzen, sie schreckt vor nichts zurück. Ob sie so glücklich werden kann, ist zu bezweifeln, aber das ist nicht Thema des Buches.

Geschrieben ist es prinzipiell nicht schlecht. Der Stil ist der damaligen Zeit angepasst, was mir prinzipiell gut gefällt und sehr flüssig zu lesen. Die Geschichte rast dahin, es gibt interessante Nebencharaktere und häufige Überraschungen. So viele Überraschungen, dass man auch sagen kann, manches ist einfach aus der Luft gegriffen. Dafür gab es keine Andeutungen oder kleine Hinweise, die man im Nachhinein versteht. Nein, manchmal ist etwas einfach so. Dadurch wirkt das Ganze arg konstruiert, fast schon wie ein Schelmenstück, bliebt oberflächlich und trivial.

Das Buch kann durchaus Unterhaltung bieten, wenn man nicht zu genau hinsieht und nicht alles kritisch hinterfragt. Mir ist das zu einfach gestrickt und konnte mich nur wenig begeistern. Daher vergebe ich drei Sterne mit einem zugedrückten Auge.