Emmett
Ein Justizdrama, das in seinen juristischen Ausführungen sehr präzise dargestellt ist und sich nicht in die dichterische Freiheit begibt. Man merkt sofort, dass die Autorin hier in rechtlicher Hinsicht ausgebildet wurde. Ich selbst war in diesem Metier jahrzehntlang beschäftigt und kann auch sagen, dass das Buch schon sehr der Realität nahe kommt. Ein schwarzer junger Mann wird verhaftet, er soll zusammen mit seinen zwei Komplizen einen weißen Krankenpfleger erstochen haben. Dafür gibt es einige Zeugen. Die junge Anwältin Rosa vertritt den jungen Emmett, sie kommt aus seinem Viertel und ist ebenfalls schwarz. Er plädiert immer auf unschuldig, jedoch merkt Rosa, dass er etwas verschweigt. Er nennt nicht einmal die Namen der beiden anderen Männer. Rosa läßt nicht locker, sie recherchiert in seinem Umfeld, sucht weitere Zeugen. Leider stammt die Tatwaffe, ein Messer, aus dem Haushalt seiner Großmutter. Der Richter und die Geschworenen sind sich alle einig, dass Emmett der Täter ist. Doch dann findet Rosa im letzten Augenblick noch eine Zeugin und was dann im Laufe der Verhandlung zutage kommt, hat wirklich alle mehr als überrascht. Das Buch ist sehr spannend, hat viele Twists, die den Leser nachdenken lassen. Der Spannungsbogen wächst von Kapitel zu Kapitel und die ganze Abhandlung ist sehr authentisch. Ein Pageturner jagt den nächsten. Hier wird auch auf das Problem der Rassendiskriminierung Bezug genommen. Aber auch Rosa als Juristin hat es als Schwarze und als Frau zwischen all den Männern schwer. Wir erfahren auch viel von ihren persönlichen Verhältnissen, die zudem noch ihr Leben erschweren. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn es ergaben sich immer neue Details und Gesichtspunkte. Auch die deutsche Übersetzung läßt nichts zu wünschen übrig. Das Cover zeigt einen Juristen mit dem Talar und der weißen Perücke, wie es bei Gerichtsverhandlungen in England üblich ist.