Potenzial der Story nicht ausgeschöpft

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buchlieberin Avatar

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Ein junger Schwarzer wird verhaftet, angeblich hat er einen Weißen erstochen. Rosa, eine junge ehrgeizige Anwältin bekommt in diesem Fall die Rolle als Barrister vor Gericht. Eine tolle Karrierechance.
Das Buch beschreibt ganz gut das englische Justizsystem, das mit Barrister und Solicitor und Staatsanwälten, die freiberuflich tätig sind. Perücken und Roben sind dort noch Alltag.
Rosa glaubt an die Unschuld des jungen Emmett und versucht ihn Best möglichst zu verteidigen. Keine leichte Aufgabe, da dieser auch ziemlich mauert.
Außerdem hat Rosa noch viele andere Probleme: ihre Mutter sitzt im Gefängnis, die Großmutter ist schwer krank, der kleine Bruder braucht viel Fürsorge. Das alles ist mehr als sie bewältigen kann.
Die Story finde ich gar nicht mal schlecht. Vor allem, weil Rosa n ganz ähnlichen Umständen aufgewachsen ist wie Emmett. Aber vieles finde ich schwammig beschrieben. Angeblich hat sie nur noch diesen Fall, kommt aber immer erst in letzter Minute dazu Unterlagen zu bearbeiten und mit Zeugen zu sprechen. So ganz wird mir nicht klar, was sie den ganzen Tag macht.
Die Szenen vor Gericht fand ich sehr anschaulich beschrieben, den Rest eher nicht. Für mich wurde da kein wirklicher Spannungsbogen aufgebaut, zu viele Nebenschauplätze gab es, die eigentlich Story wurde nicht fokussiert erzählt. Ein paarmal dachte ich auch: das passt hier nicht, warum hat das Lektorat da drauf nicht geachtet? Ein paar Übergänge stimmten einfach nicht.
Schade, die Leseprobe fand ich super und normalerweise hat Suhrkamp bei seinen Thrillern ein sehr gutes Händchen bei neuen Autoren. Somit hat mich das Buch etwas enttäuscht, die gute Story mit wichtigen Aspekten zur Justiz und Rassismus leider nicht gut ausgearbeitet.