Frau Wilmer lebt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
utaechl Avatar

Von

„Die Filiale“ ist der Beginn einer neuen Reihe um die Bankangestellte Laura Jacobs, die in diesem ersten Teil einiges zu durchleben hat. Es beginnt mit einem Filialüberfall, geht über die Kündigung ihres Mietvertrages für ihr Haus bis hin zu Ungereimtheiten in der Bank, die ihr in die Schuhe geschoben werden. Ganz schön viel, was Frau wegstecken muss. Zum Glück hat sie Freunde, die ihr zur Seite stehen. Ein Thriller mit reichlich Banker-Hintergrundinformationen.

Laura hat Glück im Unglück. Ihre Filiale wird überfallen und sie reagiert genau richtig. Dadurch wird ihr eine Beförderung in Aussicht gestellt. Wenn da nur nicht die Kündigung des Mietvertrages durch die eigene Bank die Aussichten trüben würde. Dabei ist sie nicht die einzige, der dies passiert. Ein ganzes Viertel soll geräumt werden. Sie beginnt aufzubegehren und ruft dadurch einen Gegner auf den Plan, mit dem sie sich besser nicht angelegt hätte.

Laura Jacobs eignet sich hervorragend als Identifikationsfigur. Ihr Verhalten ist nachvollziehbar und sie ist auf Hilfe durch Familie, Freunde und ein bisschen Glück angewiesen, um dieses Abenteuer durchzustehen. Sie kann durch ihre Kenntnisse des Bankalltags diesen gut an die Lesenden vermitteln und die richtigen Fragen stellen. Dadurch wird die massive Informationsflut in Sachen Banken, Kryptowährung, Dark Pools und was es sonst noch für Dinge gibt, die uns Veit Etzold vermitteln will, einigermaßen verdaubar.

Diese Wissensvermittlung ist dann auch mein Hauptkritikpunkt. Kennt man sich mit dem Thema einigermaßen aus, so wird man nicht viel Neues erfahren und viele Seiten querlesen können. Kennt man sich nicht aus, wird man sicher von all dem Fachchinesisch erschlagen und wenn es einen gar nicht interessiert, wird das Interesse sicher auch nicht geweckt. Banken sind halt ein schwieriges Thema, mit denen ich mich in Buchform auch nicht wirklich mehr beschäftigen möchte.

Lässt man diesen Bereich beiseite bleibt ein Kriminalfall, der einigermaßen durchschaubar ist. Spannend sind die Interaktionen der Beteiligten und die Entwicklung, die die Geschichte nimmt. Es gibt reichlich spannende, actionreiche Momente. Die Bösewichte tragen ihren Namen zurecht und alles ist schön logisch aufgebaut.

Mir hat Laura als Charakter sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf ihr nächstes Abenteuer in einem anderen Einsatzbereich der Bank. Hoffentlich gibt es dann nicht ganz so viele Erklärungen und dafür mehr überraschende Wendungen in der Handlung. Ein Thriller für Bankenfans und die, die es werden wollen. Eine starke Protagonistin, ein abwechslungsreiches Umfeld und einem Bösewicht, den man gerne scheitern sieht. Und einer kleinen Tatsache, die dafür sorgt, dass ein wohldurchdachter Plan auffliegt.