Kein klassischer Veit-Etzold

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jacky1304 Avatar

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Laura ist Wertpapierberaterin in einer Berliner Bankfiliale und relativ zufrieden mit ihrem Leben - zumindest bis es komplett auf den Kopf gestellt wird. Erst gerät sie in einen Banküberfall, dann wird ihr der Mietvertrag ihres Hauses vollkommen überraschend gekündigt und zu guter Letzt tun sich auch privat einige Probleme auf.
Wir begleiten die Protagonistin über knapp eineinhalb Wochen und bekommen ihren ganz persönlichen Albtraum hautnah mit.

Zuerst muss ich sagen, dass ich die Thriller von Veit Etzold liebe. Der Schreibstil ist angenehm, die Kapitel sind relativ kurz und fast immer mit einem Cliffhanger versehen. Für mich handelt es sich bei „Die Filiale“ eher um einen Spannungsroman als um einen klassischen Thriller. Das Grundthema finde ich sehr interessant, allerdings wurden mir die Fachbegriffe irgendwann zu viel. Der Autor hat Ahnung von der Materie - er war selbst Banker, wie sich im Nachwort herausstellt - und das merkt man. Was anfangs informativ war, wurde mir spätestens nach der Hälfte und den Erklärungen zum Dark Pool im Dark Web zu viel.

Schade fand ich auch, dass im Klappentext etwas erwähnt wird, was erst im letzten Drittel des Buches passiert. Das hätte man meiner Meinung nach nicht „verraten“ müssen. Der Überraschungseffekt geht so leider stark verloren.

Nun aber genug kritisiert, kommen wir zum Positiven:

Das Cover gefällt mir unglaublich gut. Es ist düster, interessant gestaltet und fühlt sich auch ganz toll an (Kombination von glatter und mattierter Fläche) - für manche Leser ist das durchaus wichtig!

Super fand ich auch das Ende. Das ist Veit Etzold wie ich ihn „kenne“ und liebend gerne lese. Ein perfekter, unvorhersehbarer Cliffhanger, der einen neugierig auf die Folgebände macht.

Fans von blutrünstigen Thrillern kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wer aber in Erwartung eines Spannungsromans an die Sache rangeht und sich bestenfalls auch noch (etwas) mit Finanzthemen auskennt, wird das Buch gerne lesen.