Sehr lehrreich!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
myrte Avatar

Von

„Die Filiale" ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Veit Etzold und ist 2022 im Droemer Verlag erschienen.

Die Handlung spielt im aktuellen Zeitalter, hauptsächlich in einer BWG Bank Filiale und einer Wohnsiedlung in Berlin. Laura Jacobs ist Wertpapierberaterin der BWG Bank Berlin, sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann Timo Jacobs in einem Haus der Bank, in denen sie jede Menge reingesteckt haben. Nun sollen sie aus ihrem Haus raus. Als wäre das nicht schon genug, gibt es auch noch einen Banküberfall, bei dem Laura die Kontrolle übernimmt und schlimmeres verhindern kann.

Zentral ist hierbei die Wohnsiedlung. Alle Mieter müssen aus ihren Häusern, Laura findet heraus, dass sie laut Mietvertrag ein Vorkaufsrecht haben, doch das Geld fehlt. Hier kommt das Traden ins Spiel, bei dem Timo dreißigtausend Euro innerhalb von zwei Tagen verzockt.

Laura ist tierisch sauer auf Timo, steckt aber selbst tief im Schlamassel fest. Alles sieht danach aus, als hätte sie Gelder von Verstorbenen ohne klare Erbende auf Zwischenkonten verschoben, sogenannte 900er-Konten. Nicht nur die Beförderung zur stellvertretenden Filialleiterin steht auf dem Spiel, sondern auch ihre Freiheit.

Der Inhalt des Buches hat mich sehr überrascht. Ich habe mich vorher nie mit Traden und Kryptowährungen auseinandergesetzt und dementsprechend auch kein Wissen diesbezüglich gehabt. Trotzdem hat mich das Thema nicht gelangweilt. Ganz im Gegenteil, ich fand es sehr spannend, interessant und habe eine Menge gelernt. An ein oder zwei Stellen habe ich vielleicht kurz die Konzentration verloren, es sind einfach eine Menge neue Begriffe, die ich aufnehmen musste, aber viel kritisieren kann ich nicht. Etzold hat bewiesen, dass er mit Worten umgehen und gut erzählen kann.

Hervorzuheben ist auch der Charakter Laura Jacobs, die alles mit einer solchen Ruhe angeht. Der Autor hat hier einen ganz besonderen fiktiven Menschen erschaffen.

Da Veit Etzold selbst Banker war, ist es auch keine Überraschung, dass dieses Buch ausgezeichnet recherchiert ist. Er bringt ein Großteil des Wissens schon mit, dass er es dennoch in leichter Sprache schreiben konnte, ist eine große Kunst.

Auch wenn ich anfangs skeptisch war, da ich schon ein Teil der Vidalis-Reihe von ihm gelesen habe, die mir, auch vom Schreibstil, nicht so gut gefallen hat, muss ich zugeben, dass ich ab jetzt Fan bin. Allein Zitate wie diese zeigen, dass er mit Worten zaubern kann:

„Oft sieht man das Licht eines Sterns, doch bis es ankommt, ist der Stern schon längst verglüht.“

Mein Fazit: Ein großartiges Buch, nicht nur für BankerInnen und TraderInnen, sondern auch für all diejenigen, die noch keine Berührungen mit dieser Thematik hatten. Eindeutige Kaufempfehlung.