Alle kaputt

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frabo96 Avatar

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1980 in Long Island: Das scheinbar perfekte Leben der wohlhabenden Fletchers bekommt einen heftigen Riss, als Familienoberhaupt Carl vor seiner Haustür entführt wird. Als er eine Woche später nach Lösegeldübergabe frei gelassen wird, beschließen seine Angehörigen nie wieder über den Vorfall zu sprechen, um Carl zu schützen. Und tatsächlich, 40 Jahre später scheint es wirklich so, als ob es Carl, seiner Frau und seinen drei Kindern gut geht und das Beste aus dem Leben gemacht haben. Doch wie so häufig trügt der Schein...

Mit einer gut geschriebenen Familiengeschichte kann man mich einfach leicht um den Finger wickeln, und das war hier definitiv der Fall. Nach einer kurzen Einleitung in den 80ern spielt sich der Großteil der Geschichte in der Gegenwart ab und wird nacheinander erst aus der Sicht von Carls Kindern, Carls Frau und dann Carl selbst erzählt. Wie man sich denken kann, haben sie alle die Ereignisse eher schlecht als recht verarbeitet und haben alle gewissen Macken entwickelt, die auf den ersten Blick schrullig erscheinen, sich dann später stets als absolut zerstörend erweisen.

Besonders gut gefiel mir der leicht schwarze Humor der Autorin, die ihre Leser auch nie vergessen lässt, dass ihre Protagonisten trotz aller Traumata in einer doch sehr privilegierten Lage befinden. Sicher ist diese Art von Witz etwas speziell und wird vielleicht nicht bei jedem gut ankommen, ich hatte aber sehr viel Spaß daran.

Schlussendlich zeigt die Geschichte wunderbar, warum es wichtig ist, auch über schwere Zeiten im Leben zu reden und was passiert, wenn man diese Traumata stets zu ignorieren versucht.

Die Fletchers und ihre Geschichte sind vielleicht nichts für jeden, aber für mich ist das Buch jetzt schon eines meiner Jahreshighlights!