Sehr reich und unglücklich

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lesesuchti Avatar

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Die Leseprobe war sehr ansprechend und ich habe mich gefreut, weiter lesen zu können. Allerdings verliert sich die Autorin in Langatmigkeit. Zudem sind die Protagonisten wenig sympathisch. Da ist zum einen Oma Phyllis, die ihre Kinder abwertet und schlecht behandelt, damit sie dem Übel der Welt gewachsen sind – eine schreckliche Einstellung. Ihr Sohn Carl, jüdischer, sehr reicher Fabrikant, wird Opfer einer Entführung, es fließt Lösegeld und er kommt äußerlich unbeschadet zurück zur Familie. Phillys redet ihm ein, dass es nur seinem Körper passiert ist und nicht ihm. Damit löst sie ein Familientrauma aus, dass sich fortan durch alle Generationen zieht. Keiner kann das Grauen verarbeiten, es wird geschwiegen.
Ruth kümmert sich nach der Entführung nur noch um ihren paralysierten Mann Carl und die Kinder bleiben sich selbst überlassen. Ihr Sohn Nathan wird ein wenig erfolgreicher Anwalt und ist überängstlich. Beamer ist nach Hollywood geflüchtet und betäubt sich mit Drogen und Dominas. Die jüngste Tochter Jenny, erst nach der Entführung auf die Welt gekommen, ist planlos und aufsässig. Jenny ist mir noch am sympathischsten, da sie sich des Schadens bewusst ist, den ihre Familie ihr angetan hat. Für sie ist das viele Geld mehr Belastung als Privileg.
Diese dysfunktionale Familie kommt zur Beerdigung der Oma Phyllis zusammen und es offenbaren sich nicht überwundene Traumata. Das Buch wird als sehr lustig beworben, was ich nicht nachvollziehen kann. Der herrlich-ironische jüdische Humor fehlt mir gänzlich. Das Cover ist ansprechend. Insgesamt hätten dem Buch ein paar Seiten weniger gut getan.