Stellenweise langatmige Geschichte einer sehr reichen Familie
Die Fletchers, eine jüdische Familie auf Long Island, haben richtig viel Geld. Selbst in der reichen Gegend auf Long Island, auf der sie wohnen, stechen sie noch durch ihren besonderen Reichtum unter den anderen Familien hervor.
Dabei ist Gründungsvater Zelig Fletcher mit nichts als einer Formel zur Herstellung von Styropor in den 1940er Jahren mit dem Schiff nach Amerika geflüchtet, hat es hier aber mit Intelligenz, Taktik und Glück zu einem wahren Vermögen gebracht. Sein Sohn Carl wächst also schon reich auf, dessen Frau Ruth heiratet in die reiche Familie ein, und die beiden bekommen drei Kinder: Nathan, Bernard ("Beamer") genannt und Jenny. Während der Schwangerschaft mit Jenny wird Carl entführt und fünf Tage gefangen gehalten, bis es durch die Zahlung von Lösegeld gelingt, ihn scheinbar ohne dauerhafte Schäden freizubekommen. Aber nur scheinbar... sowohl Carls Psyche als auch die seiner Frau und der Kinder werden durch diese Erfahrung lebenslang beeinträchtigt sein, wie man im weiteren Verlauf des Buches mitbekommt.
Das Buch beginnt mit der Schilderung der Entführung und der Versuche der Familie, Carl zu finden und schließlich freizubekommen. Schon da lernen wir das sehr reiche Umfeld der Familie, inklusive einer Selbstverständlichkeit zu Schönheitsoperationen, kennen.
Danach widmet sich je ein knappes Drittel des sehr umfangreichen Buches je einem der drei Kinder von Carl und Ruth: zuerst geht es um Beamer, dann um Nathan und schließlich um Ruth. Beamer ist ein erfolgloser Drehbuchautor, der in jedem Drehbuch die Entführung seines Vaters reinszenieren möchte, indem es immer nur um Entführungen geht. Verheiratet ist er mit Noelle, einer Nicht-Jüdin, was seiner Mutter ein Dorn im Auge ist, und die beiden haben miteinander zwei Kinder, die ausgerechnet Liesl und Wolfi heißen. Treu ist er aber nicht, er hat diverse Affären und geht außerdem wöchentlich zu einer Domina und nimmt Drogen.
Nathan ist Anwalt, aber ebenfalls als solcher nicht sonderlich erfolgreich und zum Partner wird er es wohl nie schaffen. Er ist ebenfalls verheiratet und hat nach Intervention der Kinderwunschklinik mit seiner Frau nach langem Probieren doch noch zwei Kinder bekommen. Geprägt ist sein Leben von starken Ängsten und dem Wunsch, absolut alles unter Kontrolle zu haben und abzusichern, so schließt er etwa eine Unzahl an Versicherungen ab.
Und dann gibt es noch Jennifer, die jüngste und in der Schule als hochbegabt und Wunderkind gehyped, die aber im Studium daran scheitert, sich festzulegen und für ein Fach zu entscheiden, sehr einsam ist und schließlich bei der Gewerkschaft arbeitet, um ihre inneren Schuldgefühle aufgrund ihrer privilegierten Herkunft zu bekämpfen.
Drei verkorkste, im Leben wenig erfolgreiche, reiche Kinder also, die mit viel innerem Ballast zu kämpfen haben und die wir in diesem Buch ausführlich kennen lernen. Und was passiert eigentlich mit diesen erwachsenen Kindern und ihrem Leben, wenn überraschend der finanzielle Wohlstand nicht mehr durch die Mittel der Familie gesichert ist?
Das Buch bietet einigen Stoff zum Nachdenken über soziale Ungleichheit, Klasse und darüber, was es psychologisch mit Kindern macht, sehr privilegiert aufzuwachsen. Die Entführung Carls habe ich eher nur als Aufhänger wahrgenommen - viel von der psychologischen Dynamik der Familie hätte sich problemlos auch ohne diese erzählen und erklären lassen können, alleine durch das so privilegierte Aufwachsen der Kinder und die anderen Familienthemen, die sich über Generationen ziehen, z.B. das Aufwachsen in Armut und sich selbst etwas schaffen bzw. das Einheiraten in eine reiche Familie mit deutlich ärmerem eigenem familiärem Hintergrund.
Denn das ist das übergreifende Thema des Familienromans: was macht es mit Menschen, so privilegiert aufzuwachsen? Wie wirkt es sich auf ihre Persönlichkeit, ihre Weltsicht, ihre Sozialbeziehungen aus? Und woran liegt es, dass so viele Kinder und Enkel aus sehr reichen Familien sich schwer tun, beruflich ihren Platz im Leben zu finden und sich für etwas zu entscheiden?
Mit diesen Hintergrundthemen ist es ein spannendes Buch. Allerdings hat es fast 600 Seiten, von denen man nach meiner Beurteilung locker ein Drittel kürzen hätte können, z.B. hätte ich die endlosen Schilderungen von Beamers Besuchen bei der Domina und seinem Drogen- und Medikamentenmissbrauch nicht in dieser Ausführlichkeit lesen müssen, genauso wie einiges andere - Verknappung und Reduktion auf das Wesentliche hätte diesem Buch also gut getan und dazu beigetragen, die Kernbotschaften prägnanter rüberzubringen und das Leseerlebnis interessanter zu gestalten.
Dabei ist Gründungsvater Zelig Fletcher mit nichts als einer Formel zur Herstellung von Styropor in den 1940er Jahren mit dem Schiff nach Amerika geflüchtet, hat es hier aber mit Intelligenz, Taktik und Glück zu einem wahren Vermögen gebracht. Sein Sohn Carl wächst also schon reich auf, dessen Frau Ruth heiratet in die reiche Familie ein, und die beiden bekommen drei Kinder: Nathan, Bernard ("Beamer") genannt und Jenny. Während der Schwangerschaft mit Jenny wird Carl entführt und fünf Tage gefangen gehalten, bis es durch die Zahlung von Lösegeld gelingt, ihn scheinbar ohne dauerhafte Schäden freizubekommen. Aber nur scheinbar... sowohl Carls Psyche als auch die seiner Frau und der Kinder werden durch diese Erfahrung lebenslang beeinträchtigt sein, wie man im weiteren Verlauf des Buches mitbekommt.
Das Buch beginnt mit der Schilderung der Entführung und der Versuche der Familie, Carl zu finden und schließlich freizubekommen. Schon da lernen wir das sehr reiche Umfeld der Familie, inklusive einer Selbstverständlichkeit zu Schönheitsoperationen, kennen.
Danach widmet sich je ein knappes Drittel des sehr umfangreichen Buches je einem der drei Kinder von Carl und Ruth: zuerst geht es um Beamer, dann um Nathan und schließlich um Ruth. Beamer ist ein erfolgloser Drehbuchautor, der in jedem Drehbuch die Entführung seines Vaters reinszenieren möchte, indem es immer nur um Entführungen geht. Verheiratet ist er mit Noelle, einer Nicht-Jüdin, was seiner Mutter ein Dorn im Auge ist, und die beiden haben miteinander zwei Kinder, die ausgerechnet Liesl und Wolfi heißen. Treu ist er aber nicht, er hat diverse Affären und geht außerdem wöchentlich zu einer Domina und nimmt Drogen.
Nathan ist Anwalt, aber ebenfalls als solcher nicht sonderlich erfolgreich und zum Partner wird er es wohl nie schaffen. Er ist ebenfalls verheiratet und hat nach Intervention der Kinderwunschklinik mit seiner Frau nach langem Probieren doch noch zwei Kinder bekommen. Geprägt ist sein Leben von starken Ängsten und dem Wunsch, absolut alles unter Kontrolle zu haben und abzusichern, so schließt er etwa eine Unzahl an Versicherungen ab.
Und dann gibt es noch Jennifer, die jüngste und in der Schule als hochbegabt und Wunderkind gehyped, die aber im Studium daran scheitert, sich festzulegen und für ein Fach zu entscheiden, sehr einsam ist und schließlich bei der Gewerkschaft arbeitet, um ihre inneren Schuldgefühle aufgrund ihrer privilegierten Herkunft zu bekämpfen.
Drei verkorkste, im Leben wenig erfolgreiche, reiche Kinder also, die mit viel innerem Ballast zu kämpfen haben und die wir in diesem Buch ausführlich kennen lernen. Und was passiert eigentlich mit diesen erwachsenen Kindern und ihrem Leben, wenn überraschend der finanzielle Wohlstand nicht mehr durch die Mittel der Familie gesichert ist?
Das Buch bietet einigen Stoff zum Nachdenken über soziale Ungleichheit, Klasse und darüber, was es psychologisch mit Kindern macht, sehr privilegiert aufzuwachsen. Die Entführung Carls habe ich eher nur als Aufhänger wahrgenommen - viel von der psychologischen Dynamik der Familie hätte sich problemlos auch ohne diese erzählen und erklären lassen können, alleine durch das so privilegierte Aufwachsen der Kinder und die anderen Familienthemen, die sich über Generationen ziehen, z.B. das Aufwachsen in Armut und sich selbst etwas schaffen bzw. das Einheiraten in eine reiche Familie mit deutlich ärmerem eigenem familiärem Hintergrund.
Denn das ist das übergreifende Thema des Familienromans: was macht es mit Menschen, so privilegiert aufzuwachsen? Wie wirkt es sich auf ihre Persönlichkeit, ihre Weltsicht, ihre Sozialbeziehungen aus? Und woran liegt es, dass so viele Kinder und Enkel aus sehr reichen Familien sich schwer tun, beruflich ihren Platz im Leben zu finden und sich für etwas zu entscheiden?
Mit diesen Hintergrundthemen ist es ein spannendes Buch. Allerdings hat es fast 600 Seiten, von denen man nach meiner Beurteilung locker ein Drittel kürzen hätte können, z.B. hätte ich die endlosen Schilderungen von Beamers Besuchen bei der Domina und seinem Drogen- und Medikamentenmissbrauch nicht in dieser Ausführlichkeit lesen müssen, genauso wie einiges andere - Verknappung und Reduktion auf das Wesentliche hätte diesem Buch also gut getan und dazu beigetragen, die Kernbotschaften prägnanter rüberzubringen und das Leseerlebnis interessanter zu gestalten.