Wieder eine Frau, an die man sich erinnern sollte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
frischelandluft Avatar

Von

Ich habe gerade die Biografie von Marie Curie und ihren Töchtern gelesen. Letztes Jahr - obwohl Fiktion - Eine Frage der Chemie. Meine Mutter hat in den späten 30er Jahren Zahnmedizin studiert. Sie hat nie thematisiert, ob es ungewöhnlich für sie als Frau war, Zahnmedizin zu studieren. Es war Krieg, die meisten Männer waren an der Front. Ich habe gelesen, dass in Deutschland schon 1919 Frauen zum Studium zugelassen wurden. Die Thematik interessiert mich sehr, da meine Mutter mich so erzogen hat, dass es in Bezug auf meine Träume kein Limit gab. Ich habe das als selbstverständlich empfunden. Sie ist leider inzwischen verstorben und ich kann sie nicht mehr fragen, daher freue ich mich sehr, dass immer mehr Bücher über Frauen der Wissenschaft, die heute vergessen sind, erscheinen. Bei Dr. Horstmann kommt noch dazu, dass ich selber an Vanderbilt University studiert habe. Von ihr habe ich trotzdem noch nie etwas gehört - es wird Zeit! Die Leseprobe gefällt mir gut. Was mir bei dem Buch über die Curies fehlte, war die Einbettung in eine fiktionalisierte Geschichte, die die Person lebendiger macht. Das ist hier der Fall. Es ist mir dabei egal, ob Horstmann tatsächlich so war oder ob es ihr angedichtet wurde, sie hätte so sein können und es gab Frauen, die so waren. Der Alltag im Krankenhaus, der fast ausschließlich aus männlichen Ärzten und weiblichen Krankenschwestern bestand, ist realistisch genug. Wir sind mit der Polioimpfung groß geworden, wie schrecklich muss es früher gewesen sein. Präsident Roosevelt war selber wegen Polio an den Rollstuhl gefesselt. Die Lungenmaschine klingt fürchterlich. Wie oft wurden (und teilweise werden) Menschen gequält im Namen der Medizin und der Heilungsversuche. Ich bin neugierig, mehr zu lesen, mehr über Horstmann und ihre Kollegen zu erfahren.