Ein sehr mitreißendes Hörbuch mit einer beeindruckenden Ärztin

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buchkathi Avatar

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Wer kennt schon Dr. Dorothy Horstmann? Auf diese Frage müssten wohl die meisten Menschen zugeben, dass sie keine Ahnung haben, wer diese Frau ist. Aber fragt man nach der Bekanntheit des Impfstoffs gegen Kinderlähmung, so sieht die Sache schon anders aus.
Und genau darum geht es in diesem historischen Roman, das auf wahren Tatsachen beruht: Dr. Dorothy Horstmann steht im Zentrum des Handelns und wir begleiten sie jahrzehntelang bei ihrer Arbeit in Krankenhaus und Forschung. Denn um 1940 greift die Kinderlähmung, Polio, in den US um sich, verbreitet Angst und Schrecken und hält die Krankhäuser am Rand der Belastbarkeitsgrenze. Mitten in dieser Zeit arbeitet Dr. Dorothy Horstmann als Ärztin und muss sich nicht nur gegen die Polio behaupten, sondern auch in der Männerdomäne um ihre Position kämpfen.
Dieser historische Roman schafft es sehr gut, den Leser / Zuhörer in die Zeit zu holen. Dabei setzt die Autorin weniger auf reine Erklärungen, sondern vermittelt dem Leser die notwendige Einordnung durch Situationsbeschreibungen und kleine Zwischenszenen mit Patienten. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, die erahnen lässt, wie es während der Polio-Epidemie war. Das macht es bedrückend, weckt aber auch die Neugier, wie es sich weiterentwickelt. Besonders erstaunt hat mich auch, wie schwer man es Dorothy gemacht hat, weil sie eine Frau war und noch dazu sehr groß. Mir geht es bei solchen historischen Romanen immer so und ich ertappe mich dabei, dass mir im Alltag gar nicht mehr so bewusst ist, wie früher mit Gleichstellung umgegangen wurde. Aber dadurch ist es umso erstaunlicher, wie beharrlich Dorothy ihre Ziele verfolgt hat und wie besessen sie von ihrer Berufung ist, ohne sich beirren zu lassen von der Diskriminierung. Sie erscheint mir als Leser / Zuhörer als unheimlich bodenständig trotz ihrer bahnbrechenden Erfolge. Durch ihre Empathie und auch durch ihren Wunsch nach einer Ehe und einer Familie mit Kind wirkt sie gleichzeitig so nahbar, dass man sie einfach nur mögen kann. Ich mochte auch die Abwechslung zwischen Kapiteln über private Erlebnisse und die Forschung beziehungsweise über Erlebnisse im Krankenhaus.
Das Hörbuch mit Andrea Sawatzki hat mir unheimlich gut gefallen. Denn Andrea Sawatzki spricht mit einer so ruhigen Stimme, die ebenso sachlich wie bodenständig wirkt, so wie ich mir Dorothy auch vorgestellt habe. Gleichzeitig transportiert sie aber auch diese Begeisterung, die Dorothy verspürt haben muss, wenn sie in ihrer Forschung vorankam.
Ich habe das Hörbuch gar nicht mehr ausmachen können. Es war spannend, mitreißend und ich habe obendrauf noch viel gelernt aus diesem historischen Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht.