Fast vergessene Wissenschaftlerin

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Die Formel der Hoffnung zeigt die Errungenschaften von Dr. Horstmann und ihren Wegbegleitern zur Entwicklung des Polioimpfstoffs. Eingebettet sind die – zum Großteil tatsächlich historischen – Personen in eine fiktive Rahmenhandlung, die die Protagonistin von ihrer Assistenzzeit Anfang der 40er bis zum Anfang der 60er Jahre begleitet.

Die Autorin schafft es, einen spannenden Roman um die historischen Fakten herum aufzubauen, der immer wieder auf die damalige Stellung der Frau im Alltag und innerhalb der akademischen Strukturen hinweist. Dr. Horstmann war nicht nur eine Pionierin ihres Fachs, auch als Frau in einer männerdominierten Welt war sie Vorreiterin. So ist ihr ganzer Werdegang beeindruckend und frustrierend zugleich. Oft habe ich mich während des Lesens gefragt, ob die historische Figur ähnlich über ihre Kollegen und die Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit gedacht hat oder ob es eine Reflexion der Autorin aus dem Heute ist. Ihre Gedanken kommentieren das Geschehen in jedem Fall oft sehr treffend. Dem Schreibstil ist anzumerken, dass Lynn Cullen sich viel Mühe gemacht hat, die medizinischen und historischen Details korrekt wiederzugeben und trotzdem einen kurzweiligen Roman zu schaffen. Die Liebesgeschichte hat das Buch aufgelockert, wäre für mich jedoch nicht nötig gewesen.

Ein gelungener, halbfiktionaler Roman über eine Frau, die wie auch Rosalind Franklin Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat, neben ihren männlichen Kollegen aber vergessen und bei der Nobelpreisverleihung übergangen wurde.