Seuchendetektive

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Die Formel der Hoffnung, Biografie-Roman von Lynn Cullen, Fisher Ebooks
Der verzweifelte Wettkampf der Medizinpioniere gegen Polio.
Dr. Dorothy Millicent Horstmann fällt auf, sie ist größer als die meisten ihrer männlichen Kollegen. Ihre wahre Größe jedoch zeigt sie bei ihrem erbitterten Kampf gegen die Kinderlähmung. Als sie die Stelle im Vanderbilt-Hospital antritt, handelt es sich um eine Verwechslung. Ihre Vorgesetzten dachten Dr. Horstmann wäre ein Mann. Zeitlebens und ganz besonders bei ihrem unaufhörlichen Kampf gegen diese schreckliche Krankheit die die ganze Welt erschüttert, wird sie gegenüber ihren männlichen Kollegen zurückgesetzt.
Das Buch beinhaltet 40 Kapitel in angenehmer Leselänge. Das Personenregister am Ende war äußerst hilfreich, die vielen verschiedenen Ärzte haben mich verwirrt.
Die Polioepidemie erschüttert seit den 40er Jahren jeden Sommer die ganze Welt immer wieder kommt es zu schlimmen Ausbrüchen, Kinder sterben oder bleiben gelähmt. Die Behandlungsmaßnahmen sind grausam. Dass Frauen in der Wissenschaft arbeiten, ist in dieser Zeit nicht vorgesehen, sie sollen Kinder gebären darauf aufpassen und ihren großartigen Männern zur Seite stehen. Doch Dr. Horstmann lässt sich nicht unterkriegen, trotz schrecklicher Rückschläge und gegen die Zweifel ihrer Kollegen und Vorgesetzten, die sie immer wieder um die verdienten Lorbeeren bringen, findet sie den entscheidenden Ansatzpunkt, dass ein Impfstoff gefunden werden kann. Dafür opfert sie sogar ihr privates Glück. Ich habe diese Frau bewundert. Obwohl ihre männlichen Kollegen ihre Forschungsergebnisse für die eigenen ausgaben oder sie um die ihr zustehende Anerkennung betrogen wurde. Sie hat niemals verzagt. Deshalb ist Dr. Dorothy Horstmann meine Lieblingsfigur im Roman.
Hier wird der Kampf um die verheerenden Folgen von Polio und die Arbeit der Medizinpioniere, dass endlich ein geeigneter Impfstoff gefunden werden kann, sehr lebendig dargestellt. Die Autorin hat eine hervorragende Recherchearbeit geleistet. Die Lektüre setzt, finde ich, ein gewisses Maß an medizinischer Vorbildung voraus. Allen voran die beiden Mediziner Salk und Sabin werden ebenfalls gut charakterisiert. Das Ringen darum als Erster einen wirksamen Impfstoff zu finden ist wirklich sehr dramatisch dargestellt. Trotz der Wichtigkeit der Menschheit zu helfen, sind die Hahnenkämpfe darum der Erste zu sein, wirklich deutlich hervorgehoben. Die parallel geschilderte private Liebesgeschichte von Dorothy wäre nicht nötig gewesen.
Auch heute noch sind die Namen Dr. Jonas Salk und Dr. Albert Sabin ein Begriff beim Thema Polio, die Frauen die bei dieser epochalen medizinischen Erfindung beteiligt waren, werden nach wie vor unter den Tisch gekehrt. Auf der berühmten Polio Wall of Fame, einer Ansammlung von siebzehn Bronzebüsten von Personen die die Entwicklung des Impfstoffs vorangebracht haben ist wirklich nur eine einzige Frau abgebildet.
Die Entdeckung der Schluckimpfung hat weiteres Leid verhindert, Poliomyelitis ist noch nicht ausgerottet. Die Krankheit kann nicht geheilt, nur durch die Impfung verhindert werden.
Eine Leseempfehlung an die Leser die sich für Medizingeschichte interessieren. Serologische Vorbildung, bzw. medizinisches Wissen ist hilfreich. Stellenweise war die Ausführung schon etwas langatmig. Von mir 4 Sterne.