Unterschätzte Wissenschaftlerin

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poisonalice Avatar

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Als ich die Ankündigung für diesen Roman gesehen habe, war ich sofort interessiert ihn zu lesen. Zudem haben mich die begeisterten Stimmen auf dem Klapptext und auf diversen Internetseiten angesprochen. Das tolle Buchcover hat dann letztlich den Ausschlag gegeben. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich sehr hohe Erwartungen an den Roman hatte, weil mich das Thema sehr interessiert hat.
Zur Handlung nur kurz: Dr. Dorothy Horstmann ist klinische Ärztin, Virologin und Epidemiologin an einem Krankenhaus in den USA im Jahre 1940. Sie hat sich der Erforschung und Ausrottung von Kinderlähmung (Polio) verschrieben. In einer von überwiegend Männer dominierten Welt zu dieser Zeit hat sie sich einzig der Wissenschaft und Forschung verschrieben. Der historisch fiktive Roman zeigt den Weg von Dr. Dorothy Horstmann im Kampf gegen Polio, aber auch den Kampf auf ihrem Fachgebiet wahrgenommen zu werden.
Wie eingangs erwähnt hatte ich sehr große Erwartungen an diesen Roman. Ich hatte mich darauf gefreut, ein Portrait einer starken und unabhängigen Wissenschaftlerin zu lesen. Meine Erwartungen wurden nur teilweise erfüllt, was aber natürlich auf meiner Wahrnehmung beruht.
Die Autorin hat einen bildhaften, teilweise auch sehr wortgewältigen Sprach- und Erzählstil. Oft waren es die Worte zwischen den Zeilen, welche die größere Bedeutung für mich hatten. Man merkt beim Lesen, das die Autorin sehr viel über Dr. Dorothy Horstmann recherchiert hat. Die historischen Fakten der einzelnen Forschungsschritte lassen sich gut nachvollziehen. Ich habe bewusst erst nach Ende des Buches etwas im Internet recherchiert. Die Hauptfigur war mir unglaublich sympathisch, oft habe ich mit ihr gelitten, wenn ihre Meinung übergangen wurde oder sie ignoriert wurde.
Was mich sehr gestört hat, waren die vielen Zeitsprünge und die zahlreichen Nebenschauplätze. Dies wäre in meinen Augen nicht notwendig gewesen. Ebenfalls gestört hat mich, dass trotz allem nach meinem Empfinden den männlichen Forscherkollegen sehr viel Raum gegeben wurde. Positiv zu erwähnen ist aber auch, dass einige weibliche Nebencharaktere sehr großen Anteil an der Polioforschung insgesamt hatten. Dies wurde sehr gut in die Geschichte eingebettet.
Mein Fazit: dieses Buch ist empfehlenswert und sehr wichtig! Es gibt nach wie vor viel zu wenige Bücher über herausragende Wissenschaftlerinnen. Mit der Bewertung habe ich mich etwas schwergetan, einfach weil für meinen Geschmack Dr. Dorothy Horstmann manchmal untergegangen ist. Sicher es waren viele Wissenschaftler an der Erforschung von Polio beteiligt, aber sie hat einen der wichtigsten Bausteine dazu beigetragen. Mir ist bewusst, dass es sich hier um einen historischen Roman mit fiktiven Elementen handelt. Deshalb und weil das Nachwort der Autorin sehr ausführlich und erklärend war, habe ich mich letztlich für 4 statt 3 Sterne entschieden.