Kein Vergleich mit Artemis Fowl

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rebekka Avatar

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Ich bin, obwohl dem Zielalter längst entwachsen, ein eingeschworener Fan von Artemis Fowl. Deshalb habe ich mich auch mit großer Begeisterung auf diesen ersten Band über die Brüder des jugendlichen Meisterverbrechers gestürzt. Und Eoin Colfer hat mich nicht enttäuscht: Sein neues Buch strotzt wieder von überbordender Phantasie, coolem Humor und absurden Einfällen, die dem Leser so manchen Lacher entlocken.
Und doch: Das ganz große Lesevergnügen wollte sich bei mir nicht einstellen. Ich habe den Eindruck, dass Colfer mit dieser Serie ein sehr viel jüngeres Publikum ansprechen will als in den Vorgänger-Romanen. Und das wird mutmaßlich einige seiner Fans vergraulen. Die Zwillingsbrüder sind deutlich kindlicher als Artemis es zu Beginn der Suche nach seinem Vater war, und von seinem verbrecherischen Genie ist im ganzen Buch nichts mehr zu spüren. Myles Fowl mag ebenso intelligent wie Artemis sein – aber alles, was der große Bruder plante und tat, hatte weitaus mehr Pepp als die Aktionen des überkorrekten Elfjährigen. Sein Zwilling Becket wiederum ist so infantil-naiv, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sich jugendliche Fantasy-Leser mit ihm identifizieren wollen. Die technischen Spielereien des elektronischen Sicherheitssystems „Nanni“ schließlich sind zwar ganz nett – aber kein Ersatz für Artemis‘ unerschütterlichen Leibwächter Domovoi Butler.
Da Artemis Fowl eine große Fan-Gemeinde hat, seine Geschichte aber mit dem achten Band zu Ende erzählt war, versucht Eoin Colfer wahrscheinlich, mit den neuen Büchern über die Zwillingsbrüder seine Erfolgsserie fortzusetzen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei. Ich werde sie allerdings nicht mehr kaufen.