Ungewöhnlich und phantasiereich

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lunamonique Avatar

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In Band 1 „Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger“ von Autor Eoin Colfer bekommen es Myles und Beckett mit einem durchtriebenen Gegner zu tun, der unbeirrt sein Ziel verfolgt. Teamarbeit ist gefragt. Können die Zwillinge ihn stoppen?

Lord Teddy Bleedham-Drye, Herzog von Scilly, hat schon die absurdesten Verjüngungstherapien getestet. Nicht ohne Nebenwirkungen. Sein nächstes Ziel führt ihn ausgerechnet auf das Anwesen der Fowls. Weil ein Teil der Fowl-Familie andernorts beschäftigt ist, passt das elektronische Abwehrsystem Nanni auf die Zwillinge Myles und Beckett auf. Das bevorstehende Abenteuer kann es nicht verhindern.

„Teddy hatte ein paar Geschichten über Artemis Fowl gehört, und sogar noch einige mehr über seinen Sohn, Artemis den Zweiten. Gerüchte, sagte er sich. Gerüchte, Hörensagen und albernes Gewäsch. Und selbst wenn die Geschichten wahr waren, ließ er, der Herzog von Scilly, sich doch von so was nicht von seinem Plan abbringen...“ Die elfjährigen Zwillinge Myles und Beckett Fowl stehen ihren Verwandten in nichts nach und sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Der intelligente Myles versucht alles stets wissenschaftlich zu erklären, hält gerne nicht nur seinem Bruder Vorträge und muss stets dessen Unberechenbarkeit mit einkalkulieren. Beckett unterhält sich gerne mit Tieren, handelt impulsiv, liebt Spielereien und lässt sich selten etwas vorschreiben. Die gegensätzlichen, eigenwilligen Charaktere und schlagfertigen Dialoge haben viel Unterhaltungswert. Bei allen geschwisterlichen Auseinandersetzungen, die Beiden sind dicke und können gut als Team zusammenarbeiten. Ungewöhnlich ist nicht nur das anstehende Abenteuer, sondern auch die Konstellation der Protagonisten. Eoin Colfer beweist mal wieder seinen unbegrenzten Ideenfundus und tobt sich auch bei technischen Hilfsmitteln und Reserven voll aus. Beim Erzählstil hat er den Schalk im Nacken. Er hält die Leser bei allen Entwicklungen stets umgehend auf dem Laufenden. Die Akteure bekommen schnell ein Eigenleben und so manche Handlungen überschlagen sich. Zeitweise wirkt die Geschichte durch Ereignisse und komplexe Details etwas überladen. Kein Fowl-Abenteuer, das sich im Schnelldurchlauf durchlesen lässt. Ewiges Leben, Abneigung gegen Langweile, Machtgier, gespickt mit Kaltblütigkeit, ein paar Seitenhiebe gegen die Menschheit fließen herrlich gewollt mit ein. Erfrischend sind Becketts' unerschütterlicher Optimismus, auch in Ausnahmesituationen, und zwei besonders außergewöhnliche und ebenfalls sehr eigenwillige Charaktere. Kleine Abschweifungen, wie das Schicksal eines Vogels, ergänzen die Geschichte humorvoll und sogar ein bisschen lehrreich.

Das Cover ist viel weniger kreativ als die Geschichte und mag nicht so recht zum phantasievollen Fowl-Abenteuer passen. Erst der Titel gibt den entscheidenden Hinweis. „Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger“ bieten ungewöhnlichen Lesespaß für Jugendliche ab 12 Jahren. Wer sich für den Fowl-Auftakt Zeit nimmt kann das Abenteuer am besten genießen. Ein Wiedersehen mit zwei taffen, neuen Protagonisten wird erwartet.