Eine sehr glaubhafte Protagonistin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
annajo Avatar

Von

Was? Nein! Warum ist die Leseprobe genau an der Stelle zuende?! Sie hat mich sehr mitgerissen und Roses nebensächliche Schilderungen der Fälle auf ihrer Arbeit haben mich sehr gepackt. Sie arbeitet als Stenotypistin auf einem Polizeirevier im Jahr 1923, lebt als alleinstehende Frau in einer Pension, wo sie sich mit einer anderen das Zimmer teilen muss und ist außerhalb der Arbeit eine Angehörige des "schwachen Geschlechts". Doch Veränderungen zeichnen sich ab mit der Einstellung einer neuen Kollegin, die sich zwischen Bewerbungsgespräch und Dienstantritt einen kessen Bob schneiden lässt.
Rose ist eine sehr glaubhafte Protagonistin, die sich in ihre Zeit fügt und ihre Stellung wenig hinterfragt. Ganz sachlich schildert sie die ihr zugedachte Rolle und deren Besonderheiten (bspw. Frauen sollten einer Beschäftigung, aber keiner Anstellung nachgehen, um als Damen zu gelten). Die historischen Details werden nicht effekthascherisch und um Anerkennung buhlend ausgewälzt, sondern passend in die Geschichte integriert, sodass sowohl das Setting als auch Rose glaubhaft und greifbar sind. Zudem ist Rose eine klare Sympathieträgerin, die ihre Umwelt gut beobachtet, aber bislang wenig urteilt.
Mir hat diese Leseprobe von vorn bis hinten sehr gut gefallen. Die Geschichte ist zwar eher ruhig, aber interessant und auch der sprachliche Stil gefallen mir sehr. Nun ist die Frage, ob Odalie es schafft, die Protagonistin auf Abwege zu bringen oder ihr ein verdientes Selbstbewusstsein einzuhauchen. Dieses Frage würde ich mir beim Weiterlesen gern beantworten.