Interessant, aber stellenweise etwas langatmig

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lesehimmelchen Avatar

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Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mir der Leseindruck schon gut gefallen hat und auf eine spannende Geschichte hoffen liess. "Spannung" ist aber dann während des Lesens nicht wirklich entstanden, was aber auch gar nicht schlimm ist, da ich die Geschichte um Rose und besonderes ihre neue Kollegin, Odalie, sehr interessant finde. Das Buch wurde aus Sicht von Rose geschrieben, was ich persönlich immer sehr mag, wenn Bücher aus der Ich-Perspektive geschrieben werden, da ich mich dann oft mühelos in die jeweilige Person hineinversetzen kann.

Rose ist eine einfache Stenotypistin, die bei Nonnen aufgewachsen ist und ein recht einsames, langweiliges Leben führt. Ihre Highlights sind die Arbeit auf dem New Yorker Polizeirevier, die vielen Verhöre, die sie gewissenhaft stenografiert. Ihr Leben plätschert recht freudlos und ohne nennenswerte Ereignisse vor sich hin. Dies ändert sich schlagartig, als eine neue Stenotypistin auf dem Revier eingestellt wird. Rose entwickelt sofort eine Art Faszination zu ihrer neuen Kollegin, Odalie, die so gar nicht in das konservative Revier passt, weder vom Auftreten noch von ihrem Lebensstil her. Odalie freundet sich mit Rose an und lässt sie sogar nach einer Weile bei sich wohnen. Rose merkt zwar recht schnell, dass mit Odalie etwas nicht stimmt und hinterfragt vieles, ist jedoch dem aufwändigen Lebensstil von Odalie längst verfallen.

Mir hat die Aura um die Person Odalie sehr gut gefallen, ich wollte ständig wissen, was es denn nun mit Odalie auf sich hat. Rose verlässt während des Buches mehrfach den "Pfad der Tugend", teils wegen Odalie, teils im Sinne der Gerechtigkeit, was sie mir sympathischer gemacht hat als am Anfang, da hielt ich sie für eine unscheinbare, graue Maus und ein Mauerblümchen, was eine reine Befehlsempfängerin ist. Rose wächst quasi stellenweise über sich hinaus und das hat mir sehr gut gefallen, auch, wenn es moralisch teils zu hinterfragen gilt.

Abgesehen vom wirklich tollen Buchcover hat mir auch der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Das Buch liest sich leicht und flüssig, man konnte sich viele der beschriebenen Szenarien sehr gut vorstellen. Etwas langatmig habe ich teils Rose' Beschreibungen zur Person Odalie empfunden, ich hätte gern weniger ausschweifende Situationen gelesen. Schade fand ich, dass man im Buch leider so gar nichts über die 20-er Jahre erfahren hat bzw. nur sehr wenig, das hätte es für mich insgesamt noch interessanter gemacht und die Schauplätze lebendiger gestaltet.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und ich habe für meine Verhältnisse sogar recht schnell gelesen, immer ein gutes Zeichen.