Nichts ist wie es scheint, oder doch?

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Der Roman von Suzanne Rindell "Die Frau an der Schreibmaschine" hat etwas Magisches, zieht er doch den Leser von Anfang an in seinen Bann. Das New York der Roaring Twenties bildet eine grandiose Kulisse für einen psychologisch ausgefeilten Thriller. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Frauen: die spröde und biedere Rose, die aus armen Verhältnissen stammt und die glamoureuse, geheimnisvolle Odalie, die im Geld nur so zu schwimmen scheint. Beide arbeiten sie als Schreibkräfte auf einem New Yorker Polizeirevier und hören sich Tag für Tag die Aussagen von Verbrechern an. Rose verehrt einen ihrer Vorgesetzen, den überkorrekten Polizei-Seargent wohingegen Odalie schnell Everbody's Darling ist. Rose fühlt sich durch das kokette Verhalten ihrer Kollegen zunächst befremdet, dann aber schnell seltsam angezogen. Schnell sind die beiden enge Freundinnen und Odalie führt die konservative Rose ein in eine Welt der Schwarzbrenner und illegaler Bars. Rose wird rasch heimisch in dieser Scheinwelt der Reichen und Schönen, in der Odalie zuhause ist. Immer tiefer wird sie in den Sumpf von Betrug und Profitgier mit hineingezogen, ohne zu ahnen, vor welchem Abgrund sie bald stehen wird.
Suzanne Rindell ist eine meisterhafte Erzählerin. Sie spielt perfekt mit der Bildhaftigkeit ihrer Sprache. Die Szenen spielen sich gleichsam wie ein Film vor den Augen des Lesers ab. Hervorragend gezeichnet sind die beiden Hauptpersonen Rose und Odalie. Die beiden so gegensätzlichen Frauen sind glaubhaft und faszettenreich beschrieben. Aber auch die Nebenfiguren wie z.B. der dandyhafte Lieutenant Detective oder der schmierige Gib sind mit Liebe zum Detail gezeichnet. Sprachlich ist das Buch wirklich ein Genuss.
Außerdem gelingt es der Autorin ausgezeichnet, einen Spannungsbogen aufzubauen. Langsam entwickelt sich die Story, die unaufhaltsam auf die Katastrophe zusteuert. Auch wenn man vielleicht irgendwann erahnen kann, wohin die Geschichte sich entwickelt, so ist das Ende doch überraschend, trotzdem aber nicht konstruiert, sondern äußerst glaubhaft. Ich fand den Thriller rundum gelungen und habe ihn begeistert gelesen. Auf jeden Fall würde ich ihn weiterempfehlen, besonders denjenigen, die gerne einmal etwas Besonderes lesen möchten, aber nicht unbedingt auf reißerische Lektüre stehen.