Tipp - Tipp - Tod

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kathavoigt Avatar

Von

Sie sind das scheinbar wehrlose Geschelcht, umso geschlechtsloser noch, wenn sie sich hinter eine Schreib- oder Stenografiermaschine setzen. Ihre Transkribtionen sind bare Münze, die Wahrheit ihrer Zeit. Ein Geständnis, dass eine Stenotypistin in den 1920er Jahren niederschreibt gilt als unverrückbares Beweisstück in den Gerichtssälen der damaligen Zeit.
New York, 1924, Rose Baker, eine junge Angestellte in einem Manhattener Polizeirevier schließt Freundschaft mit Odalie, der "Neuen" auf dem Revier, die sich aufgrund des erhöhten Arbeitsaufwandes für die ausgeschriebene Stelle beworben hatte.
Schon bald verbindet die beiden Frauen eine eigentümliche Freundschaft: sie teilen sich nicht nur den Arbeitsalltag, sondern auch bald ein gemeinsames Appartment. Obgleich Rose in Odalies Schatten steht, scheint sie sich regelrecht in ihm zu sonnen. Sie bewundert die neue Busenfreundin neidlos und profitiert nicht nur von ihrem Glanz, sondern auch von ihren Kleidern, Schmuck, Kontakten und Geld. Rose wird unversehens in einen Lebenstil eingeführt, den sie sich ohne Odalie, mit ihrem kleinen Stenotypistinnegehalt, nie hätte leisten können.
Nur langsam und in der Rückblende aus der geschlossenen Anstalt heraus, beginnt sie zu begreifen, wie Odalie zu diesem Reichtum gekommen ist und wie sie, Rose, letzen Endes in ein kriminelles Spiel verwickelt wurde, ohne es zu merken. Ein feines Spinnennetz filigraner Lügen und kleiner Rechtsübertritte gipfeln am Ende im mehr oder weniger (zumindest für Rose) ungeplanten Identitätstausch der beiden Frauen, der die eine in Gewahrsam bringt und die andere an einen Neuanfang.

Ein tolles Buch über die Rolle und beginnende Emanzipation der Frau zu Beginn der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Einziges Manko: ab und an wird das Bild durch Begriffe oder Satzgruppen gestört, die man zur Zeit, in der das Buch spielt, nicht erwartet und sie eher in unserer Zeit sucht. Schwer zu sagen, ob diese wirklich aus der Feder der Autorin oder der Übersetzerin stammen.