Anstrengend

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- blei - Avatar

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Wer bei "Die Frau der Stunde" die letzte Seite erreichen will, braucht starkes Durchhaltevermögen. In Erwartung auf eine abwechslungsreiche, spannungsgeladene, zeitgeschichtsnahe (der Ehrlichkeit halber soll erwähnt werden, dass gerade dies an vielen Stellen versucht wird) und - dem damaligen Zeitgeist entsprechend - einer nicht nur im politischen Bereich frauenfeindlichen Story füllt das Buch seine Seiten mit atmosphärischen Stimmungen, erfüllten oder nicht konformen Bekleidungsvorschriften, politischen, "harmlosen" Ränkespielen hinter den Kulissen, die im Rückblick viel schärfer und herablassender abgelaufen sein dürften, und einem Wechsel zwischen der Welt "hier vor Ort" und der Welt im fernen Iran mit seinen beginnenden Revolutionsbestrebungen.
Das Ganze wirkt insgesamt doch zu harmlos, denn "Die Frau der Stunde" kann sich trotz spürbarer männlicher Gegenoffensiven relativ schnell einen Platz in der vordersten Reihe der wichtigen, politischen Ämter erkämpfen. Die hin und wieder eingestreuten Anzüglichkeiten und Missverständnisse wirken eher niedlich, das gesellschaftliche Denken in Bezug auf die Rolle der Frau, gerade bei einer Person solchen Ranges, hätte schärfer deutlich gemacht werden müssen.
Hat man es dann bis zur Seite 299 geschafft, bleibt auch noch ein offenes Ende... Insgesamt wenig überzeugend.