Politik trifft Persönlichkeit

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leonie86 Avatar

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Heike Specht ist mit Die Frau der Stunde ein eindrucksvoller Roman gelungen, der zugleich politisch, historisch und sehr persönlich ist. Im Mittelpunkt steht Catharina Cornelius – eine Frau, die in der männerdominierten Bonner Republik der 1970er Jahre überraschend zur Außenministerin ernannt wird. Was zunächst wie ein politischer Zufall erscheint, wird schnell zu einer Geschichte über Macht, Verantwortung und die Frage, wie weit eine Frau in einer Welt kommt, die nicht auf sie vorbereitet ist.

Specht schafft es auf bemerkenswerte Weise, das politische Klima der damaligen Zeit lebendig werden zu lassen. Ihre Sprache ist klar, elegant und atmosphärisch, ohne je trocken oder belehrend zu wirken. Besonders beeindruckt hat mich die Vielschichtigkeit der Hauptfigur: Catharina ist keine makellose Heldin, sondern eine glaubwürdige, verletzliche und dennoch starke Frau, die sich ihren Platz in der Geschichte erkämpfen muss – und dabei immer wieder aneckt, zweifelt und über sich hinauswächst.

Die politischen Themen sind gut recherchiert und in eine spannende Handlung eingebettet. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, große Fragen der Gleichberechtigung und gesellschaftlichen Erwartungen auf sehr persönliche Weise zu verhandeln. Die Frau der Stunde ist ein inspirierender Roman über weibliche Stärke, politischen Idealismus und die Komplexität von Macht – absolut lesenswert!