Tolles Romandebüt
Heike Specht, „Die Frau der Stunde“, entführt ins Bonn der späten 70er-Jahre, wo eine liberale Politikerin völlig überraschend zur Außenministerin und Vizekanzlerin ernannt wird. Ich fand das Buch insgesamt sehr flüssig und spannend zu lesen. Die Atmosphäre der Zeit mit Rauch in Hinterzimmern, Gin Tonics und bissigen Kommentaren ist gut spürbar, und Catharina bleibt als Protagonistin faszinierend, weil sie eigenständig agiert und Grenzen verschiebt. Besonders gefallen hat mir, wie die politischen und gesellschaftlichen Spannungen zwischen Macht, Medien und persönlicher Freiheit greifbar werden, ebenso wie die internationale Dimension, etwa die Entwicklungen im Iran und die Revolution, die den Außenpolitik-Alltag der Protagonistin drastisch beeinflussen. Sprachlich war es eher einfach gehalten und nicht besonders anspruchsvoll, aber das hat meinen Lesefluss kaum gestört. Die Figuren wirkten alle nahbar, die Dialoge locker und humorvoll, nur der Reporter Georg wirkte überflüssig. Das Ende hat mir besonders gut gefallen und rundet die Geschichte stimmig ab.