Zeitgeschichte
        Heike Spechts Roman hat mich überrascht, weil sie eine fiktive Politikerin so glaubwürdig in die 70er Jahre setzt. Catharina Cornelius als erste Außenministerin wirkt stark, manchmal verletzlich, und genau das macht sie nahbar. Besonders gelungen finde ich die Passagen über die Bonner Republik und die politischen Machtspiele. Man bekommt ein Gefühl für die Stimmung dieser Zeit und auch dafür, wie schwer es Frauen hatten, sich Gehör zu verschaffen. Manche Figuren bleiben dagegen etwas blass, was schade ist, weil die Hauptfigur dadurch noch mehr Gewicht tragen muss. An ein paar Stellen hätte ich mir weniger Fokus auf Äußerlichkeiten gewünscht, das hat mich kurz aus dem Lesefluss gebracht. Insgesamt aber ein spannendes Buch, das Politik, Zeitgeschichte und persönliche Geschichten gut verbindet. Für mich sind das vier Sterne.
      
    