Authentische Einblicke in die weibliche Lebensrealität auf einer Farm

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In die Frau des Farmers teilt Helen Rebanks ihren Alltag auf einer Farm im Lake District. Ausgangspunkt für die Reflexionen über das Landleben ist die Biografie der Autorin selbst sowie ihrer Familie bis zur Generation der Urgroßeltern. So entsteht ein recht umfassendes, wie eindrückliches und vielfältiges Bild der verschiedenen Herausforderungen des, aber auch Haltung gegenüber dem, Landleben. Während beispielsweise ihre eigene Mutter der Organisation des Haushalts und dem Kochen nicht viel abgewinnen konnte, ist es für Rebanks eine echte Passion, verbunden mit einem ausgesprochenen Talent.

Ein großes Verdienst sehe ich in der authentischen Darstellung des Farmlebens. Hier wird nichts romantisiert, Positives wie Negatives, Freuden und Herausforderungen in ihrer Gesamtheit betrachtet. Für mich am besten gefasst mit dem UND: schön UND beschwerlich, einschränkend UND voller Möglichkeiten zugleich ist das Leben der Autorin und ihrer Vorfahrinnen. Denn genau hier liegt ein weiterer Wert für mich, indem die Autorin einen Fokus auf das weibliche Farmleben und seine speziellen Charakteristika legt. Dass die Autorin dabei letztlich ihre eigene Biografie und Familiengeschichte beschreibt, habe ich grundsätzlich nicht als Nachteil empfunden. Das Werk wirkt so absolut authentisch und zeigt über die Betrachtung verschiedener Generationen auch eine Varianz der Lebensrealitäten, Kontinuität und Veränderungen im Farmleben auf.

Eine Bereicherung sind grundsätzlich auch die zahlreichen Rezepte und Tipps zur Vorratshaltung, die die Autorin sowohl am Ende, aber auch lose in den Textteil eingeflochten, integriert. Hier, ebenso wie im Text, wird jedoch deutlich, dass sich das Buch wohl primär an hauswirtschaftlich unbedarftere und mit dem Landleben wenig vertraute Menschen richtet. Ein Rezept zum Zubereiten von Pudding mit handelsüblichem Puddingpulver ist aus meiner Sicht schon sehr basic und nichts was einer Rezeptsammlung bedarf, ebensowenig wie die Zubereitung von Kakao mit Kakaopulver oder heiße Schokolade.

Helen Rebanks schreibt eingängig, der Stil ist jedoch eher sehr einfach, mit wenig Varianz in der Satzstruktur und Wortwahl. Die Schilderungen hatten für mich durchaus einige Längen, aus meiner Sicht war nicht jede Ausschweifung der Gesamterzählung im dargestellten Ausmaß zuträglich. Insgesamt ist die Frau des Farmers ein authentischer und einfach geschriebener Einblick in die weibliche Lebensrealität auf einer Farm, wenngleich Menschen ohne eigene Vorerfahrung im Landleben und der Hauswirtschaft hier wohl den größten Erkenntnisgewinn haben werden.