Landleben ohne Weichzeichner

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depechechrissy Avatar

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Zunächst habe ich die Idee dieses Buches geliebt: Alltag einer englischen Farmersfrau auf einem abgelegenen Hof, eingeteilt in die Tagesabschnitte auf dem Hof, offen und ohne jeden romantischen Weichzeichner erzählt, abgerundet mit liebevoll ausgewählten Lieblingsrezepten. Bei fortschreitender Lektüre wurden Art der Beschreibungen und auch formelle Aspekte des Buches jedoch zunehmend unrund für mich. Der doch recht hochnäsige und selbstgerechte Ton der Autorin, in dem über andere erzählt wird (wie die eigene Mutter, der Ehemann oder einfach andere Frauen, die für sich einen anderen Lebensentwurf gewählt haben), finde ich streckenweise schwer erträglich. Die Zeitsprünge in der Erzählung (wie viele Häuser wurden nun eigentlich insgesamt renoviert? 2-4?) , die auch mit der Grobgliederung in Tagesabschnitte und die den Lesefluss störenden Kochrezepte mitten im Fließtext gar nicht logisch zusammengehen, fand ich verwirrend. Auf der zweiten Hälfte bewegt sich die Autorin in wildem Wechsel irgendwo zwischen Regretting Motherhood und Trad Wife-Verherrlichung. Schade, ich hatte wirklich vor es zu lieben!